91d0 - Moorwälder | Lebensraumtypen in RLP

91d0 - Moorwälder

Beschreibung:

Moorwälder sind Laub- und Nadelwälder, die auf nährstoffarmen (oligotrophen), feuchten bis nassen Zwischen- und Hochmoorböden gedeihen. Die Baumschicht der Moorbirkenwälder ist meist von lichter Struktur und die Strauchschicht schwach entwickelt. In Bereichen mit hoch anstehendem Wasser breiten sich Torfmoosrasen aus. Zwergsträucher wachsen an weniger nassen Standorten, vor allem am Rand der Moorbirkenwälder. Der Lebensraumtyp ist oft eng mit anderen Moorgesellschaften verzahnt. Ein flächiges Vorkommen des Pfeifengrases (Molinia caerulea) ist ein Hinweis auf gestörte Standorte.

Bedeutung:

Moorwälder sind als prioritäre Lebensräume eingestuft. Ihre Standorte sind sehr selten und bei Verlust nicht regenerierbar. In der Vergangenheit fanden erhebliche Eingriffe in den Wasserhaushalt statt. Heute sind naturnahe Moorwälder nur noch in Resten vorhanden, viele der Moorstandorte werden forstwirtschaftlich genutzt. Bis ins 19. Jahrhundert hinein war das in Rheinland-Pfalz ausgestorbene Auerhuhn (Tetrao urogallus) eine Charakterart der sogenannten Hunsrückbrücher.

Vegetation:

Vaccinio uliginosi-Betuletum pubescentis (Moorbirken-Bruch- und -Moorwald)
Vaccinio-Pinetum sylvestris (Rauschbeeren-Kiefern-Bruch- und -Moorwald)

Typische Pflanzenarten:

Moorbirke (Betula pubescens)
Karpaten-Birke (Betula pubescens ssp. carpatica)
Waldkiefer (Pinus sylvestris
Faulbaum (Frangula alnus
Rausch-, Heidel- u. Preiselbeere (Vaccinium uliginosum, V. myrtillus, V. vitis-idaea
Gewöhnliche Moosbeere (Vaccinium oxycoccus
Siebenstern (Trientalis europaea
Sumpf-Labkraut (Galium palustre
Blaues Pfeifengras (Molinia caerulea
Weiches Honiggras (Holcus mollis
Weißes Straußgras (Agrostis stolonifera
Sumpf-Reitgras (Calamagrostis canescens)
Seggen-Arten (Carex spp.
Wollgras-Arten (Eriophorum spp.
Königsfarn (Osmunda regalis)
Wald-Schachtelhalm (Equisetum sylvaticum
Torfmoos-Arten (Sphagnum spp.
Haarmützenmoose (Polytrichum spp.
Streifensternmoos (Aulacomnium palustre)

Bild 1

Breitblättriges Wollgras 

Bild 2

Heidelbeere 

Bild 3

Königsfarn 

Bild 4

Scheidiges Wollgras 

Typische Tierarten:

Vögel
Waldschnepfe (Scolopax rusticola)
Waldwasserläufer (Tringa ochropus)

Schmetterlinge
Rauschbeerenspanner (Arichanna melanaria)
Heidelbeer-Blattspanner (Rheumaptera subhastata)

Hautflügler
Sandbiene (Andrena lapponica) (spezialisiert auf Vaccinium-Arten, besonders Heidelbeeren) Nomada panzeri (Kuckucksbiene von Andrena lapponica)

Bild 1

Waldwasserläufer 

Verbreitung:

Unbeeinträchtigte oder großflächige Moorwälder sind in Rheinland-Pfalz kaum mehr vorhanden. Die Bestände konzentrieren sich auf den Hunsrück und die Eifel. Wenige Vorkommen liegen in der Westpfälzer Moorniederung und im Bienwald.

Literatur:

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Ministerium für Umwelt und Forsten Rheinland-Pfalz (Hrsg.) (1996): Besonders geschützte Biotoptypen. Naturschutz bei uns. 47 pp.

Oberdorfer, E. (1992): Süddeutsche Pflanzengesellschaften IV. Gustav Fischer Verlag. Textband 282 pp. Tabellenband 580 pp.

Reichert, H. (1975): Die Quellmoore (Brücher) des südwestlichen Hunsrücks. Eine vegetationskundliche Bestandsaufnahme als Grundlage für die Ausweisung von Naturschutzgebieten und weiteren flächigen Naturdenkmalen. Beiträge Landespflege Rheinland-Pfalz 3: 101-166.

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Schulze, G. (1965): Die Verbreitung des Königsfarns (Osmunda regalis L.) in der Pfalz. Mitt. der Pollichia III, 12: 292-303.

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Stand: 22.07.2013