8220 - Silikatfelsen mit Felsspaltenvegetation | Lebensraumtypen in RLP

8220 - Silikatfelsen mit Felsspaltenvegetation

Beschreibung:

Die lückige Vegetation dieses Lebensraumtyps ist an extreme Standortbedingungen wie stark wechselnde Temperaturen, eine schlechte Nährstoff- und eine wechselhafte Wasserversorgung angepasst. Da kaum eine Bodenbildung stattfindet, konzentrieren sich viele Pflanzenarten auf Felsspalten oder kleine Höhlen, in denen sie Substratansammlungen oder eine gleichmäßige Wasserversorgung durch Sickerwasser vorfinden. Moose, Flechten und Farne dominieren.

Bedeutung:

Wie die Kalkfelsen sind auch die Silikatfelsen Lebensraum hoch spezialisierter Pflanzen- und Tierarten, die auf solch extreme Standorte angewiesen sind.

Besonders für zwei Pflanzenarten dieses Lebensraumtyps hat Rheinland-Pfalz in Deutschland eine besondere Verantwortung, für den Sponheimer Steinbrech und den Lanzettblättrigen Streifenfarn. Der Sponheimer Steinbrech wird von einigen Autoren als eigene Art, von anderen als Unterart des Rasen-Steinbrechs (Saxifraga decipiens) angesehen. Sein Verbreitungsschwerpunkt liegt im Naheraum an den nördlich exponierten Melaphyrfelsen und wurde nach seinem ersten Fundort in Sponheim benannt. Der Sponheimer Steinbrech ist auch in der Eifel beziehungsweise im Sauertal zu finden.

Der Lanzettblättrige Streifenfarn, auch als Eiblättriger Streifenfarn (Aspleniium billotii) bekannt, wächst nur im Pfälzerwald an wenigen Felsen im Dahner Felsenland. In Deutschland sind nur sehr wenige Fundorte dieses Farns bekannt, der hauptsächlich im atlantischen Raum entlang der Küsten verbreitet ist. In kleinen Höhlungen der Buntsandsteinfelsen bei Dahn findet er ähnliche Standortbedingungen wie an den europäischen Felsküsten.

Vegetation:

Biscutello-Asplenietum septentrionalis (Gesellschaft des Nordischen Streifenfarns mit der Brillenschote)
Asplenietum septentrionali-adianti-nigri (Gesellschaft des Schwarzen Streifenfarns)
Saxifraga sponhemica-Gesellschaft (Rasen-Steinbrech-Gesellschaft)
Crocynio-Asplenietum billotii (Gesellschaft des Eiblättrigen Streifenfarns)

Typische Pflanzenarten:

Nordischer Streifenfarn (Asplenium septentrionale)
Schwarzer Streifenfarn (Asplenium adiantum-nigrum)
Lanzettblättriger Streifenfarn (Asplenium obovatum)
Brillenschötchen (Biscutella laevigata)
Sponheimer Steinbrech (Saxifraga sponhemica)

Bild 1

Brillenschötchen 

Bild 2

Lanzettblaettriger Streifenfarn 

Bild 3

Sponheimer Steinbrech 

Typische Tierarten:

Säugetiere
Braunes Langohr (Plecotus auritus)

Vögel
Uhu (Bubo bubo) ->
Wanderfalke (Falco peregrinus) ->

Reptilien
Mauereidechse (Podarcis muralis)

Schmetterlinge
Braunauge (Lasiommata maera)
Steinflechtenbär (Setina irrorella)
Hellgrüne Flechteneule (Nyctobrya muralis)
Blankflügel (Nudaria mundana)
Gebänderter Glockenblumen-Blütenspanner (Eupithecia impurata)

Bild 1

Braunauge 

Bild 2

Mauereidechse 

Bild 3

Uhu 

Bild 4

Wanderfalke 

Verbreitung:

Schwerpunktvorkommen dieses Lebensraumtyps liegen in den klimatisch besonders begünstigten Felshängen der Durchbruchstäler von Ahr, Lahn, Mittelrhein, Mosel und Nahe. Einige Vorkommen sind im Saar-Nahe-Bergland, besonders im Bereich der Steinalp und am Donnersberg zu finden.

Vorkommen in FFH-Gebieten:

5113-302 - Giebelwald
5212-302 - Sieg
5212-303 - Nistertal und Kroppacher Schweiz
5213-301 - Wälder am Hohenseelbachkopf
5309-305 - Asberg bei Kalenborn
5314-304 - Feuchtgebiete und Heiden des Hohen Westerwaldes
5408-302 - Ahrtal
5410-301 - Wälder zwischen Linz und Neuwied
5410-302 - Felsentäler der Wied
5413-301 - Westerwälder Kuppenland
5509-302 - Vulkankuppen am Brohlbachtal
5510-302 - Rheinhänge zwischen Unkel und Neuwied
5511-302 - Brexbach- und Saynbachtal
5512-301 - Montabaurer Höhe
5605-306 - Obere Kyll und Kalkmulden der Nordeifel
5608-302 - Nitzbach mit Hangwäldern zwischen Virneburg und Nitztal
5608-303 - Wacholderheiden der Osteifel
5610-301 - Nettetal
5613-301 - Lahnhänge
5704-301 - Schneifel
5706-303 - Gerolsteiner Kalkeifel
5711-301 - Rheinhänge zwischen Lahnstein und Kaub
5805-302 - Birresborner Eishöhlen und Vulkan Kalem
5809-301 - Moselhänge und Nebentäler der unteren Mosel
5903-301 - Enztal
5906-301 - Lieser zwischen Manderscheid und Wittlich
5908-302 - Kondelwald und Nebentäler der Mosel
5909-301 - Altlayer Bachtal
5912-304 - Gebiet bei Bacharach-Steeg
6003-301 - Ourtal
6004-301 - Ferschweiler Plateau
6008-301 - Kautenbachtal
6008-302 - Tiefenbachtal
6009-301 - Ahringsbachtal
6011-301 - Soonwald
6012-301 - Binger Wald
6012-302 - Wiesen bei Schöneberg
6105-301 - Untere Kyll und Täler bei Kordel
6105-302 - Kyllhänge zwischen Auw und Daufenbach
6107-301 - Frohnbachtal bei Hirzlei
6108-301 - Dhronhänge
6109-303 - Idarwald
6205-301 - Sauertal und Seitentäler
6206-301 - Fellerbachtal
6208-302 - Hochwald
6212-303 - Nahetal zwischen Simmertal und Bad Kreuznach
6305-301 - Wiltinger Wald
6306-301 - Ruwer und Seitentäler
6309-301 - Obere Nahe
6310-301 - Baumholder und Preußische Berge
6313-301 - Donnersberg
6405-303 - Serriger Bachtal und Leuk und Saar
6411-302 - Königsberg
6710-301 - Zweibrücker Land
6811-302 - Gersbachtal
6812-301 - Biosphärenreservat Pfälzerwald

Literatur:

Kirsch-Stracke, R. (2007): Weitere Beiträge zur Kenntnis hessischer Pflanzengesellschaften. Felsspalten- und Mauerfugen-Gesellschaften (einschließlich Parietarietalia). Botanik und Naturschutz in Hessen: 137-143.

Korneck, D. (1974): Xerothermvegetation in Rheinland-Pfalz und Nachbargebieten. Schriftenreihe für Vegetationskunde 7. 196 pp. Anhang.

Landesanstalt für Ökologie, Bodenordnung und Forsten (LÖBF); Landesamt für Agrarordnung Nordrhein-Westfalen (1997): Praxishandbuch Schmetterlingsschutz. LÖBF-Reihe Artenschutz 1. Recklinghausen. 286 pp.

Lötschert, W. (1984): Mauerfugen-Gesellschaften im Hohen Westerwald. Ein synökologischer Beitrag. Tuexenia: 39-44.

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Schmidt, K.; Westrich, P. (1985): Die Stechimmenfauna des Rotenfels bei Bad Münster am Stein (Hymenoptera Aculeata außer Bethyloidea und Formicoidea). Mitt. Pollichia 70 (1982): 235-248.

Schubiger-Bossard, C. (2010): Vegetation an Fels und Mauer. Vegetation Europas: das Offenland im vegetationskundlich-ökologischen Überblick; unter besonderer Berücksichtigung der Schweiz: 621-647.

Sebald, O.; Seybold, S.; Philippi, G. (Hrsg.) (1993): Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. Bd. 1. Allgemeiner Teil. Spezieller Teil (Pteridophyta, Spermatophyta), Lycopodiaceae bis Plumbaginaceae. 2. Aufl. Ulmer. Stuttgart. 624 pp.

Ssymank, A.; Hauke, U.; Rückriem, Ch.; Schröder, E. (1998): Das europäische Schutzgebietssystem Natura 2000. BfN-Handbuch zur Umsetzung der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (92/43/EWG) und der Vogelschutzrichtlinie (79/409/EWG). Schriftenreihe für Landschaftspflege 53. Bundesamt für Naturschutz, Bonn (Hrsg.). 560 pp.

Wahl, P. (1994): Liste der Pflanzengesellschaften von Rheinland-Pfalz mit Zuordnung zu Biotoptypen und Angaben zum Schutzstatus nach § 24 LPflG. Materialien zur Landespflege. 4. ergänzte Fassung. Hrsg. Landesamt für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht Rheinland-Pfalz. Oppenheim. 136 pp.

Westrich, P. (1989): Die Wildbienen Baden-Württembergs. Allg. Teil. Lebensräume, Verhalten, Ökologie und Schutz. Ulmer. Stuttgart. 431 pp.

Zimmermann, K.; Veith, M. (1989): Beobachtungen felsspaltenüberwinternder Fledermäuse (Mammalia: Chiroptera) und ihre Bedeutung für die quantitative Fledermaus. Wintererfassung. Fauna Flora Rheinland-Pfalz 5(3): 707-717.

Stand: 16.07.2013