6520 - Berg-Mähwiesen
Beschreibung:
Berg-Mähwiesen sind bunte, artenreiche, extensiv genutzte Wiesen der Höhenlagen. In unseren Mittelgebirgen treten sie als Goldhaferwiesen ab etwa 500 Meter über NN auf und lösen hier die Flachland-Mähwiesen ab. Typische Ausprägungen wachsen auf frischen bis mäßig feuchten Standorten. Sie werden nur sehr zurückhaltend gedüngt und ein- bis zweimal pro Jahr gemäht. Zwischen den Wiesentypen in ihren regionalen Ausprägungen gibt es viele Übergänge.
Berg-Mähwiesen bieten im Sommer oft ein farbenprächtiges Bild. Besonders beeindruckend ist die blauviolette Blüte des Waldstorchschnabels. Bärwurzwiesen sind die typischen Bergwiesen der Eifel. Sie sind durch spezielle Nutzungsformen (Rieselwirtschaft) entstanden, die heute in West- und Mitteleuropa kaum mehr Anwendung finden. Bärwurzwiesen fallen nicht nur durch die weißen Doldenblüten der Namen gebenden Bärwurz auf, sondern auch durch den würzigen Maggi-Duft, der ihnen entströmt. Bereits in den ersten Frühlingstagen blüht hier die Gelbe Narzisse, die manchmal sogar in Massen auftritt.
Bedeutung:
Die farbenfrohen, abwechslungsreichen Bergwiesen verleihen den Mittelgebirgslandschaften in Rheinland-Pfalz einen besonderen landschaftsästhetischen Reiz. Wegen ihres Pflanzenartenreichtums sind sie Lebensraum insbesondere vieler Insektenarten. Leider zählen Berg-Mähwiesen bei uns inzwischen zu den seltensten Wiesentypen. Sie sind durch Nährstoffeintrag (z.B. Luftstickstoff, Düngung), Nutzungsaufgabe und Aufforstung stark gefährdet.
Vegetation:
Geranio sylvatici-Trisetetum (Storchschnabel-Goldhafer-Wiese)
Festuca rubra-Meum athamanticum-Gesellschaft (Bärwurz-Wiese)
Typische Pflanzenarten:
Waldstorchschnabel (Geranium sylvaticum)
Gewöhnlicher Goldhafer (Trisetum flavescens)
Wald-Rispengras (Poa chaixii)
Ährige Teufelskralle (Phyteuma spicatum)
Kugelige Teufelskralle (Phyteuma orbiculare)
Schwarze Teufelskralle (Phyteuma nigrum)
Abgebissener Pippau (Crepis praemorsa)
Orangerotes Habichtskraut (Hieracium aurantiacum)
Rauher Löwenzahn (Leontodon hispidus)
Bärwurz (Meum athamanticum)
Gelbe Narzisse (Narcissus pseudonarcissus)
Trollblume (Trollius europaeus)
Wiesenknöterich (Bistorta officinalis)
Große Bibernelle (Pimpinella major)
Berg-Platterbse (Lathyrus linifolius)
Gold-Klee (Trifolium aureum)
Schwarze Flockenblume (Centaurea nigra)
Typische Tierarten:
Vögel
Wiesenpieper (Anthus pratensis) ->
Schmetterlinge
Randring-Perlmutterfalter (Boloria eunomia)
Dukaten-Feuerfalter (Lycaena virgaureae)
Skabiosen-Scheckenfalter (Euphydryas aurinia) ->
Heuschrecken
Bunter Grashüpfer (Omocestus viridulus)
Warzenbeißer (Decticus verrucivorus)
Verbreitung:
Berg-Mähwiesen beschränken sich in Rheinland-Pfalz auf die höheren Lagen der Eifel, des Westerwaldes und des Hunsrücks. Letzte Reste der Bärwurzwiesen kommen nur noch in der Eifel und sehr selten im Hunsrück vor. Die Eifel ist ein Verbreitungsschwerpunkt dieses Lebensraumtyps in Deutschland.
Vorkommen in FFH-Gebieten:
5213-301 - Wälder am Hohenseelbachkopf |
5314-304 - Feuchtgebiete und Heiden des Hohen Westerwaldes |
5704-301 - Schneifel |
5706-303 - Gerolsteiner Kalkeifel |
5807-302 - Eifelmaare |
6208-302 - Hochwald |
Literatur:
Fischer, K.; Kunz, M. (1994): Grünland-Leitarten des Westerwaldes: Verbreitung, Lebensraumansprüche, Gefährdung, Schutz. Im Auftrag des LfUG, Oppenheim. 205 pp., Anhang.
Floristisch-soziologische Arbeitsgemeinschaft (1991): Tagung und Exkursion der Floristisch-soziologischen Arbeitsgemeinschaft in Trier vom 19. bis 22. Juli 1991. Unveröff. Exkursionsführer. 107 pp.
Kremer, B. P. (2007): Narzissen- oder Bärwurzwiesen? Exkursionen in den Wiesentälern der Westeifel. Eifel-Jahrbuch 2008: 65-73.
LfUG; FÖA (1994): Planung Vernetzter Biotopsysteme. Bereich Landkreis Bitburg-Prüm. Ministerium für Umwelt und Forsten Rheinland-Pfalz, Mainz und Landesamt für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht Rheinland-Pfalz, Oppenheim (Hrsg.). 303 pp., Anhänge, Karten.
Matzke, G. (1989): Die Bärwurz-Wiesen der Westeifel. Tuexenia 9: 303-317.
Pott, R. (1995): Die Pflanzengesellschaften Deutschlands. 2. Aufl. Verlag Eugen Ulmer. Stuttgart. 622 pp.
Schwickert, P. W. (1992): Vegetationsgeographische Untersuchungen im Hohen Westerwald unter besonderer Berücksichtigung der Pflanzengesellschaften des montanen Grünlandes. Fauna und Flora in Rheinland-Pfalz. Beiheft 4. 136 pp., Karten und Tabellen.
Ssymank, A.; Hauke, U.; Rückriem, Ch.; Schröder, E. (1998): Das europäische Schutzgebietssystem Natura 2000. BfN-Handbuch zur Umsetzung der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (92/43/EWG) und der Vogelschutzrichtlinie (79/409/EWG). Schriftenreihe für Landschaftspflege 53. Bundesamt für Naturschutz, Bonn (Hrsg.). 560 pp.
Wahl, P. (1994): Liste der Pflanzengesellschaften von Rheinland-Pfalz mit Zuordnung zu Biotoptypen und Angaben zum Schutzstatus nach § 24 LPflG. Materialien zur Landespflege. 4. ergänzte Fassung. Hrsg. Landesamt für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht Rheinland-Pfalz. Oppenheim. 136 pp.