6616-304 - Rheinniederung Speyer-Ludwigshafen | Fauna-Flora-Habitat-Gebiete in RLP

Steckbrief zum FFH-Gebiet

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Größe[ha]:

1.448

Landkreise und kreisfreie Städte:

Ludwigshafen am Rhein, Rhein-Pfalz-Kreis, Speyer

Verbandsgemeinden und verbandsfreie Gemeinden:

Altrip, Waldsee

Gebietsbeschreibung:

Die Altrheinarme des Otterstädter und Angelhofer Altrheins mit ihren ausgedehnten Verlandungszonen, temporäre Gewässer, Auenwälder, Stromtalwiesenfragmente, nassfeuchte Wiesen mit Schluten (teils mit Wasser gefüllte Gräben oder Vertiefungen), Röhrichte sowie Halbtrockenrasen auf engem Raum prägen den Charakter des Gebietes.

Die naturnahen Biotopkomplexe der Auen beherbergen eine Vielzahl Pflanzen- und Tierarten, die ihren landesweiten Verbreitungsschwerpunkt in der Oberrheinniederung haben oder überhaupt nur hier vorkommen. Alleine mehr als 200 Pflanzenarten sind im Gebiet bekannt, darunter zahlreiche seltene und gefährdeter Arten wie Kamm-Wachtelweizen (Melampyrum cristatum), Kantiger Lauch (Allium angulosum), Sibirische Schwertlilie (Iris sibirica), Sumpf-Greiskraut (Senecio paludosus), Sumpf-Platterbse (Lathyrus palustris), Einspelzige Sumpfbinse (Eleocharis uniglumis), Sumpf-Wolfsmilch (Euphorbia palustris), Niedriges und Hohes Veilchen (Viola pumila und Viola elatior).

Die ehemals in der Oberrheinebene verbreiteten und als Streuwiesen genutzten Stromtalwiesen (Cnidion dubii) sind heute nur noch in Resten erhalten mit Schwerpunkt in den Waldgebieten Böllenwörth und Angelwald. Sie wachsen größtenteils auf wechselfeuchten Böden und sind von außerordentlicher floristischer Vielfalt. In tief gelegenen, regelmäßig überfluteten Bereichen bildeten sich Fenchel-Pfeifengraswiesen (Oenantho lachenalii-Molinietum), in höheren und trockeneren Lagen Knollendistel-Pfeifengraswiesen (Cirsio tuberosi-Molinietum arundinaceae).

An den Ufern der Altrheine sowie am Rheinufer sind schmale Weichholz-Flußauenwälder ausgebildet. Diese Silberweiden-Auenwälder sind eng verzahnt mit den Stieleichen-Ulmen-Hartholzauenwäldern der Altarme und des Böllenwörth und Angelwaldes. Althölzer sind kleinflächig vorhanden. Eichen-Althölzer wie Im Wörth, im Böllenwörth und Angelwald sind Lebensraum der alt- und totholzbewohnenden Käferarten Hirschkäfer (Lucanus cervus) und Heldbock (Cerambyx cerdo) und gefährdeter Fledermausarten wie Rauhhautfledermaus (Pipistrellus nathusii) und Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus). Die Bechsteinfledermaus hat Wochenstuben im Gebiet. In Buchen-Altholzbeständen brüten Schwarz- und Mittelspecht, zum Beispiel im Speyerer Riedwald südlich der Ortschaft Altrip.

Die beiden großen Altrheinarme besitzen noch eine Verbindung zum Fluss. Ihre Wasserflächen sind national bedeutende Rast- und Nahrungsplätze für durchziehende und überwinternde Wasservögel. Zum typischen Artenspektrum dieser reichstrukturierten Gewässer und ihrer Verlandungszonen gehören Krickente, Zwergdommel, Blaukehlchen, Drossel- und Schilfrohrsänger, Wasserralle und Beutelmeise.

Der mäßig belastete Rhein ist Lebensraum der Wanderfischarten Maifisch, Fluss- und Meerneunauge und Lachs.

Lebensraumtypen (Anhang I):

3150 Natürliche eutrophe Seen mit einer Vegetation des Magnopotamions oder Hydrocharitions
3270 Flüsse mit Schlammbänken mit Vegetation des Chenopodion rubri p.p. und des Bidention p.p.
* 6210 Naturnahe Kalk-Trockenrasen und deren Verbuschungsstadien (Festuco-Brometalia), (* besondere Bestände mit bemerkenswerten Orchideen)
6410 Pfeifengraswiesen auf kalkreichem Boden, torfigen und tonig-schluffigen Böden (Molinion caeruleae)
6430 Feuchte Hochstaudenfluren der planaren und montanen bis alpinen Stufe
6440 Brenndolden-Auenwiesen (Cnidion dubii)
6510 Magere Flachland-Mähwiesen (Alopecurus pratensis, Sanguisorba officinalis)
* 91E0 Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno padion, Alnion incanae, Salicion albae)
91F0 Hartholz-Auenwälder mit Quercus robur, Ulmus laevis, Ulmus minor, Fraxinus excelsior oder Fraxinus angustifolia (Ulmenion minoris)

* = Prioritärer Lebensraumtyp

Arten (Anhang II):

Säugetiere

Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii)

Amphibien

Gelbbauchunke (Bombina variegata)
Kamm-Molch (Triturus cristatus)

Fische und Rundmäuler

Bitterling (Rhodeus amarus)
Flussneunauge (Lampetra fluviatilis)
Lachs (Salmo salar)
Maifisch (Alosa alosa)
Meerneunauge (Petromyzon marinus)
Steinbeißer (Cobitis taenia)

Käfer

Heldbock (Cerambyx cerdo)
Hirschkäfer (Lucanus cervus)

Schmetterlinge

Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Maculinea nausithous)
* Spanische Flagge (Euplagia quadripunctaria)

Weichtiere

Bachmuschel (Unio crassus)

Pflanzen

Kleefarn (Marsilea quadrifolia)

* = Prioritäre Art

Bewirtschaftungsplanung:

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Literatur:

Berthold, O. (1985): Otterstadt-Naturschutzgebiet "Böllenwörth". Heimatjahrbuch Landkreis Ludwigshafen 1986: 46-48.

Dannapfel, K.-H.; Schätzle, F. (1988): Erfassung wertvoller und schutzwürdiger Gebiete in den Rheinauen des Regierungsbezirkes Rheinhessen-Pfalz. Gutachten im Auftrag der Bezirksregierung Rheinhessen-Pfalz. 2 Bde.

IUS (Institut für Umweltstudien) (1996): Pflege- und Entwicklungsplan für die Stromtalwiesen im Naturschutzgebiet "Böllenwörth". Im Auftrag des Landesamtes für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht, Oppenheim. 27 pp., Anlagen.

Jungbluth, J. H.; Niehuis, M.; Simon, L. (1987): Die Naturschutzgebiete in Rheinland-Pfalz. II. Die Planungsregion Rheinpfalz und III. Die Planungsregion Westpfalz. Mainzer Naturw. Archiv. Beih. 8. 323 pp.

Kreisverwaltung Ludwigshafen (Hrsg.) (1994): Naturschutzgebiete im Landkreis Ludwigshafen. 72 pp.

LfUG; ALAND (1996): Planung vernetzter Biotopsysteme. Bereich Landkreis Ludwigshafen. Ministerium für Umwelt Rheinland-Pfalz, Mainz und Landesamt für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht, Oppenheim (Hrsg.). 224 pp., Anhänge, Karten.

Stand: 08.03.2016