6511-301 - Westricher Moorniederung | Fauna-Flora-Habitat-Gebiete in RLP

Steckbrief zum FFH-Gebiet

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Größe[ha]:

2.152

Landkreise und kreisfreie Städte:

Kaiserslautern, Kaiserslautern (Land), Kusel

Verbandsgemeinden und verbandsfreie Gemeinden:

Bruchmühlbach-Miesau, Landstuhl, Ramstein-Miesenbach, Schönenberg-Kübelberg, Waldmohr, Weilerbach

Gebietsbeschreibung:

Die Westricher Moorniederung liegt im Zentrum der Kaiserslauterer Senke. Sie bildet zwischen dem Nordpfälzer Bergland, dem Zweibrücker Westrich und dem Pfälzerwald eine 2-4 km breite und über 40 km lange Mulde. Die Moorniederung ist nahezu eben und wird lediglich von einzelnen Kuppen überragt. Früher bestand hier ein zusammenhängender Hochmoorkomplex, der etwa ab Mitte des 18. Jahrhunderts kontinuierlich trockengelegt und abgetorft wurde. Nicht abbauwürdige Torflager wurden in Streuwiesen umgewandelt oder aufgeforstet.

Heute wird das Gebiet je zur Hälfte waldbaulich genutzt oder als Grünland bewirtschaftet. Die charakteristische Waldgesellschaft der ehemaligen Moorgebiete ist ein feuchter Birken-Eichen-(und Buchen)wald (Betulo-Quercetum molinietosum). Dieser geht bei stärkerer Vernässung in Erlen- und Erlen-Birken-Bruchwälder über. Auf weniger nassen, nicht vermoorten Standorten stehen Stieleichen-Hainbuchenwälder. In den übrigen, nicht vermoorten Gebieten herrschen bodensaure Buchenwälder (Luzulo-Fagetum typicum) vor. In den Bachauen wechseln je nach Vernässungsgrad Standorte von Eichen-Hainbuchenwäldern (Stellario-Carpinetum) mit Erlen-Eschen-Auenwäldern (Pruno-Fraxinetum).

Die aktuell vorhandenen Vermoorungen und Zwischenmoorbereiche sind sekundär überwiegend auf ehemaligen Torfstichen entstanden. Diese Moorbiotope liegen hauptsächlich in den Naturschutzgebieten "Geißweiher", "Rodenbacher Bruch" und "Neuwoog-Moor". Das Vorkommen des Lungen-Enzians (Gentiana pneumonanthe) ist ein Hinweis auf verbliebene kleine Reliktbestände der ursprünglich ausgedehnten Zwischenmoor- und Moorheidebiotope. Im allgemeinen sind diese in große Biotopkomplexe aus Feucht- und Nasswiesen, Röhrichten, Großseggenrieden und mageren Wiesen und Weiden mittlerer Standorte eingebunden. Bruch- und Sumpfwälder sind noch kleinflächig erhalten geblieben. In der Vielzahl an FFH-Lebensraumtypen und ihrer hochgradig gefährdeten Lebensgemeinschaften liegt die Bedeutung des Gebietes wie auch in den großflächigen Standortpotenzialen zur Entwicklung vielfältiger Biotopkomplexe feuchter bis nasser Standorte, vor allem von Zwischenmooren und Moorheiden, Bruch- und Sumpfwaldgesellschaften und Moorwäldern.

Die Faunenzusammensetzung der ursprünglichen pfälzischen Hochmoore ist kaum noch zu ermitteln, da Aufzeichnungen aus dem frühen 19. Jahrhundert nicht vorliegen. Die heute vorkommenden moortypischen Arten sind Reliktvorkommen der ursprünglichen Fauna. Zu der hochspezialisierten Artengemeinschaft dieses Lebensraumes zählen Hochmoor-Perlmutterfalter (Boloria aquilonaris), Großes Wiesenvögelchen (Coenonympha tullia), Lungenenzian-Ameisenbläuling (Maculinea alcon), Arktische Smaragdlibelle (Somatochlora arctica), Efeu-Moorglöckchen (Wahlenbergia hederacea) und Schlankes Wollgras (Eriophorum gracile).

Lebensraumtypen (Anhang I):

3130 Oligo- bis mesotrophe stehende Gewässer mit Vegetation der Littorelletea uniflorae und/oder der Isoëto-Nanojuncetea
3150 Natürliche eutrophe Seen mit einer Vegetation des Magnopotamions oder Hydrocharitions
3160 Dystrophe Seen und Teiche
3260 Flüsse der planaren bis montanen Stufe mit Vegetation des Ranunculion fluitantis und des Callitricho-Batrachion
4030 Trockene europäische Heiden
* 6230 Artenreiche montane Borstgrasrasen (und submontan auf dem europäischen Festland) auf Silikatböden
6410 Pfeifengraswiesen auf kalkreichem Boden, torfigen und tonig-schluffigen Böden (Molinion caeruleae)
6430 Feuchte Hochstaudenfluren der planaren und montanen bis alpinen Stufe
6510 Magere Flachland-Mähwiesen (Alopecurus pratensis, Sanguisorba officinalis)
7140 Übergangs- und Schwingrasenmoore
7150 Torfmoor-Schlenken (Rhynchosporion)
9110 Hainsimsen-Buchenwald (Luzulo-Fagetum)
* 91D0 Moorwälder

* = Prioritärer Lebensraumtyp

Arten (Anhang II):

Amphibien

Kamm-Molch (Triturus cristatus)

Fische und Rundmäuler

Bitterling (Rhodeus amarus)

Libellen

Grüne Keiljungfer (Ophiogomphus cecilia)

Schmetterlinge

Heller Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Maculinea teleius)
Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Maculinea nausithous)

* = Prioritäre Art

Bewirtschaftungsplanung:

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Literatur:

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Stand: 07.03.2016