Steckbrief zum FFH-Gebiet
6414-301 - Kalkmagerrasen zwischen Ebertsheim und Grünstadt Karte
Größe[ha]:
395
Landkreise und kreisfreie Städte:
Bad Dürkheim, Donnersbergkreis
Verbandsgemeinden und verbandsfreie Gemeinden:
Göllheim, Grünstadt, Grünstadt-Land, Hettenleidelheim
Gebietsbeschreibung:
Die Kalkmagerrasen sind erst im Laufe der Besiedlung und jahrhundertelangen Nutzung der Landschaft durch den Menschen entstanden. Im Raum Grünstadt stehen sie stellenweise in Kontakt zu natürlichen Trockenrasen. Bis Anfang der 70er Jahre des 20. Jahrhunderts wurden große Teile dieses Gebietes von einer großen Schafherde beweidet. Dadurch gelang es, den Gehölzaufwuchs zu verhindern und die floristische Vielfalt zu fördern.
Kennzeichnend für das Gebiet ist ein landschaftlich reizvolles Mosaik aus Ackerflächen und Heckenriegeln, die mit überwiegend kleinflächigen Mager- und Trockenrasen durchsetzt sind. Einige der Magerrasenbestände befinden sich im Bereich ehemaliger Kalksteinbrüche oder Erzabgrabungsflächen. Die ebenen bis schwach welligen Kuppen werden ackerbaulich genutzt. Aber auch hier sind inselartige Magerrasenflächen zu finden. Eine der größten findet sich auf dem Segelflugplatzgelände bei Grünstadt.
Die zum Teil großflächigen Biotopkomplexe mit einer Vielzahl spezifischer Pflanzengesellschaften und prioritärer Lebensraumtypen begründen die bundesweite Bedeutung der Grünstädter Kalkmagerrasen für den Arten- und Biotopschutz. Entscheidend für die Entwicklung der hier vorkommenden Pflanzengesellschaften sind folgende Standortfaktoren: Tertiäre Kalke mit flachgründigen, trockenwarmen Böden, hohe Jahresdurchschnittstemperaturen sowie geringe Niederschlagsmengen von unter 500 mm/Jahr. Südexponierte Kalkkuppen werden von zahlreichen subkontinentalen Steppenpflanzen besiedelt, die hier ihre westlichste Verbreitung haben, sowie von submediterranen Arten, die hier ihre nördliche Arealgrenze erreichen.
Zur charakteristischen Vegetation der reich strukturierten Heckenlandschaft gehören:
- Schlehen-Liguster-Gebüsche
- Adonisröschen-Fiederzwenkenrasen (Adonido-Brachypodietum pinnati) mit Bergflachs (Thesium linophyllon) und Violetter Schwarzwurzel (Scorzonera purpurea)
- Kugellauch-Pfriemengrasgesellschaft (Allio-Stipetum capillatae)
- Enzian-Schillergrasheide (Gentiano-Koelerietum)
- Saumgesellschaften mit dem Blutstorchschnabel (Geranion sanguinei)
- Niedermoore mit Quellen im Kontakt zu Knollendistel-Pfeifengras-Wiesen (Cirsio tuberosi-Molinietum) und einer artenreichen Segetalflora der Kalkäcker (Haftdolden-Adonisröschen-Gesellschaft - Caucalido- Adonidetum)
- Tännelkraut-Flur (Kickxietum spuriae) mit Sichel-Wolfsmilch (Euphorbia falcata)
Lebensraumtypen (Anhang I):
* = Prioritärer Lebensraumtyp
Arten (Anhang II):
Im Gebiet nicht bekannt
Literatur:
Bettag, E. (1986): Der Sonnenröschen-Glasflügler Chamaesphecia affinis Stgr. (Lepidoptera, Aegeridae) bei Grünstadt. Pollichia-Kurier 2(4): 4. Umschlagsseite.
Bischoff, S.; Himmler, H. (2013): Beobachtungen zum Fransen-Enzian (Gentianella ciliata [L.] Borkh.) bei Grünstadt. Pollichia-Kurier 29(1): 10-11.
Blum, E.; Bläsius, R. (1991): Bembecia albanensis REBEL, 1918, eine "neue" Glasflüglerart in Rheinland-Pfalz (Lepidoptera, Aegeriidae). Pfälzer Heimat 42(2): 80 -81.
Haustein, B.; Hagebölling, R. (1985): Vereinfachter Pflege- und Entwicklungsplan für die Kalkmagerrasenbiotope und deren Kontaktbiotope im Raum Grünstadt auf der Grundlage botanisch-standortkundlicher Untersuchungen. Im Auftrag des Landesamtes für Umweltschutz, Oppenheim. 34 pp., Anhänge und Karten.
Kahne, A. (1967): Die Steppenheiden der Vorderpfalz. Mitt. Pollichia. Reihe 3, Bd. 14: 94-120.
Korneck, D. (1974): Xerothermvegetation in Rheinland-Pfalz und Nachbargebieten. Schriftenreihe für Vegetationskunde 7. 196 pp.
Münzel, M. (1993): Beweidungskonzept für die Kalkmagerrasen bei Grünstadt. Erstellt im Auftrag des Landesamtes für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht, Oppenheim.
Niehuis, M. (1988): Die Prachtkäfer (Coleoptera: Buprestidae) in Rheinland-Pfalz. Mainzer Naturw. Archiv. Beih. 9. 196 pp.
Schmid-Egger, C. (1994): Die faunistische Bedeutung alter Weinberge am Beispiel der Stechimmen (Hymenoptera, Aculeata) des Höllenberges bei Grünstadt. Fauna und Flora in Rheinland-Pfalz 7(3): 673-707.