6310-301 - Baumholder und Preußische Berge | Fauna-Flora-Habitat-Gebiete in RLP

Steckbrief zum FFH-Gebiet

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Größe[ha]:

11.569

Landkreise und kreisfreie Städte:

Birkenfeld, Kusel

Verbandsgemeinden und verbandsfreie Gemeinden:

Altenglan, Baumholder, Herrstein, Idar-Oberstein, Kusel, Lauterecken

Gebietsbeschreibung:

Baumholder und die Preußischen Berge bilden eine weiträumige, sanft hügelige Landschaft mit einer überragenden Vielfalt unterschiedlicher Vegetationsformen. Grünland- und Waldgesellschaften trockener bis feuchter Standorte lösen einander in sanften Übergängen ab, durchdringen einander und bilden an anderer Stelle überraschend neue Gemeinschaften. Etwa die Hälfte des Gebietes ist bewaldet. Lichte Kiefernwälder und Laubmischwälder im Mosaik mit reichstrukturierten Übergangsbereichen zu großflächig ausgebildeten mageren Wiesen und Weiden und zu offenen Böden ergeben ein für diese Region noch Mitte des 20. Jahrhunderts typisches Landschaftsbild.

Baumholder wird bereits seit 1938 als militärisches Übungsgelände genutzt. Deshalb sind Nährstoffeinträge oder standortverbessernde landwirtschaftliche Maßnahmen unterblieben, sodass sich auf meist flachgründigen steinigen Böden ausgedehnte magere Grünlandbestände entwickeln konnten, von denen die artenreiche Rotschwingel-Straußgras-Gesellschaft (Festuca rubra-Agrostis capillaris-Gesellschaft) besonders kennzeichnend ist. Darüber hinaus siedelten sich hier großflächige bodensaure Trockenrasen (vor allem des Koelerio-Phleion phleoides) an, die im Saar-Nahe-Bergland einen Verbreitungsschwerpunkt haben. Besondere Erwähnung verdient der Bereich der Steinalb und ihrer Nebentäler wegen seiner vielfältigen Vegetation auf großflächigen, von Natur aus waldfreien, felsigen Standorten.

Auch der Fahrbetrieb der Panzer wirkt sich auf natürliche dynamische Prozesse sehr günstig aus. So entstehen an wechselnden Stellen immer wieder großflächige Rohbodenstandorte, die vielen konkurrenzschwachen Spezialisten der Flora und Fauna wertvolle Refugien bieten und Raum für die Entwicklung zahlreicher unterschiedlicher Sukzessionsstadien der Vegetationsentwicklung.

Zahlreiche Tier- und Pflanzenarten, die im Umland sehr selten geworden sind und früher für die Kulturlandschaften der Mittelgebirge charakteristisch waren, bilden hier teilweise große, bedeutende Populationen aus, beispielsweise Ziegenmelker, Heidelerche und Neuntöter. Auch der Schwarzstorch, der Wiedehopf und der Raubwürger sind im Gebiet anzutreffen. Im Sommer verleiht eine hohe Arten- und Individuenvielfalt von zum Teil sehr seltenen Tagfalterarten, Heuschrecken und Vögeln der ruhigen und abgeschiedenen Landschaft einen ganz besonderen Zauber.

Lebensraumtypen (Anhang I):

3260 Flüsse der planaren bis montanen Stufe mit Vegetation des Ranunculion fluitantis und des Callitricho-Batrachion
4030 Trockene europäische Heiden
* 6210 Naturnahe Kalk-Trockenrasen und deren Verbuschungsstadien (Festuco-Brometalia), (* besondere Bestände mit bemerkenswerten Orchideen)
* 6230 Artenreiche montane Borstgrasrasen (und submontan auf dem europäischen Festland) auf Silikatböden
6430 Feuchte Hochstaudenfluren der planaren und montanen bis alpinen Stufe
6510 Magere Flachland-Mähwiesen (Alopecurus pratensis, Sanguisorba officinalis)
8150 Kieselhaltige Schutthalden der Berglagen Mitteleuropas
8220 Silikatfelsen mit Felsspaltenvegetation
8230 Silikatfelsen mit ihrer Pioniervegetation (Sedo-Scleranthion, Sedo albi-Veronicion dillenii)
9110 Hainsimsen-Buchenwald (Luzulo-Fagetum)
9130 Waldmeister-Buchenwald (Asperulo-Fagetum)
9170 Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald (Galio-Carpinetum)
* 9180 Schlucht- und Hangmischwälder (Tilio-Acerion)
* 91E0 Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno padion, Alnion incanae, Salicion albae)

* = Prioritärer Lebensraumtyp

Arten (Anhang II):

Amphibien

Gelbbauchunke (Bombina variegata)

Fische und Rundmäuler

Bachneunauge (Lampetra planeri)
Groppe (Cottus gobio)

Schmetterlinge

* Spanische Flagge (Euplagia quadripunctaria)

* = Prioritäre Art

Bewirtschaftungsplanung:

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Literatur:

Korneck, D. (1974): Xerothermvegetation in Rheinland-Pfalz und Nachbargebieten. Schriftenreihe für Vegetationskunde 7. 196 pp.

Naturnah GmbH (1993): Forschungsvorhaben Nr. 108 04 018 "Verbesserung des Naturschutzes auf militärischen Liegenschaften". Endbericht. Teil D: "Erfassung und Bewertung der Naturausstattung des Truppenübungsplatzes Baumholder (Modellversuch) mit Vorschlägen zur Pflege und Entwicklung. Naturnah GmbH. Bonn. 440 pp. Anhang.

Röller, O.; Weitz, W. (2007): Naturschutz auf dem Truppenübungsplatz Baumholder - ein Tagungsbericht. Pollichia-Kurier 23(1): 3-4.

Rohner, M.-S. (1995): Zur Flora und Vegetation aufgelassener Siedlungen (Wüstungen) auf dem Truppenübungsplatz Baumholder. Sammelwerk Dynamik und Konstanz: Festschrift für Herbert Sukopp: 209-215.

Schmidt, A. (2010): Entwicklung neuer Techniken zur Offenhaltung der Landschaft auf dem Truppenübungsplatz Baumholder. Beispiel 2. In: Natura 2000 (Sammelwerk): 33-36.

Schneider, M. (2003):  Der Truppenübungsplatz Baumholder: Genese und Gestaltung einer "militärischen Zwecklandschaft". Offenland und Naturschutz: 107-130.

Schneider, M. (2004): Von der zivilen Kulturlandschaft zur militärischen Dienstleistungslandschaft. Das Beispiel Truppenübungsplatz Baumholder. Institut für Landespflege, Universität Freiburg (Hrsg.). Culterra 40. 244 pp.

Steigner, W. (2008): Waldnutzung und Naturschutz im Landschaftsschutzgebiet "Preußische Berge". Ein Exkursionsbericht. Pollichia-Kurier 24(4):  37-40.

Truppenübungsplatzkommandantur Baumholder (Hrsg.) (2001): Der Truppenübungsplatz Baumholder. Eine alte Kulturlandschaft im Wandel und Schutz der mitlitärischen Nutzung. Koblenz.

Weitz, W.; Manz, E. (1991): Das Obere Nahebergland. Rheinische Landschaften 38. 32 pp.

Willecke, S.; Rohner, M.-S.; Back, H.-E. (1996): Verbesserung des Naturschutzes auf militärischen Liegenschaften - mit Beispielen aus der Modelluntersuchung des Truppenübungsplatzes Baumholder.  Ergebnisse eines Forschungsprojekts des Bundesministerums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU). Natur und Landschaft 71(12): 517-526.

Stand: 07.03.2016