6208-302 - Hochwald | Fauna-Flora-Habitat-Gebiete in RLP

Steckbrief zum FFH-Gebiet

6208-302 - Hochwald link-logo Karte

Größe[ha]:

3.038

Landkreise und kreisfreie Städte:

Bernkastel-Wittlich, Birkenfeld, Trier-Saarburg

Verbandsgemeinden und verbandsfreie Gemeinden:

Birkenfeld, Hermeskeil, Herrstein, Morbach, Thalfang

Gebietsbeschreibung:

Der Hochwald ist reich gegliedert. Die Züscher Hochmulde, die mehrere kleine Rodungsinseln aufweist, ist eingebettet in die bis über 200 Meter ansteigenden, vollständig bewaldeten Quarzitrücken des Schwarzwälder Hochwaldes. Die großflächig zusammenhängenden störungsarmen Buchenwälder und Fichtenforste sind Lebensraum von Wildkatze, Raufußkauz und Schwarzspecht. Eine floristische Seltenheit ist das Vorkommen der Korallenwurz (Corallorhiza trifida).

Eine Vielfalt an Standorten und Biotopen kennzeichnet den Hochwald. Kulturhistorisch sind sie Zeugnisse einer im Hunsrück einst weit verbreiteten Landschaft. Im Bereich der Züscher Hochmulde sind von Wald umgebene Biotopkomplexe aus Borstgrasrasen, Nass-, Feucht- und Bergmähwiesen großflächig ausgebildet. Sie sind von außergewöhnlicher Artenvielfalt, darunter landesweit seltene und stark zurückgehende Arten. Vor allem die Tagfalter sind artenreich. Bei Allenbach und Züsch leben Populationen des Skabiosen-Scheckenfalters (Euphydryas aurinia).

Unter den Pflanzen fällt die Gelbe Narzisse (Narcissus pseudonarcissus) auf, die im Hunsrück die Ostgrenze ihrer Verbreitung erreicht und im zeitigen Frühjahr in den Niederwäldern, entlang der Bäche, in den Bachuferwäldern und in den Auenwiesen die hellere und wärmerer Jahreszeit ankündigt. Arnika (Arnica montana) mit ihren dottergelben Blüten ist eine weithin bekannte Heilpflanze und Bärwurz (Meum athamanticum) verströmt einen intensiven Duft nach Maggi.

Charakteristisch für das Gebiet sind die zahlreichen Brücher und Hangmoore, die sich an flächigen Quellaustritten der Unterhänge entwickelt haben. Lichte Birkenmoorwälder, Erlenbruchwälder, Flach- und Übergangsmoore bilden hier reich strukturierte und abwechslungsreiche Biotopkomplexe. Wegen ihrer Seltenheit und ihrer guten Ausprägung sind sie als Lebensraum hochspezialisierter Tier- und Pflanzenarten von überregionaler Bedeutung. Typisch für das Gebiet, aber nur selten vorkommend, sind die Torfmoosarten Sphagnum magellanicum, Sphagnum papillosum und Sphagnum capillifolium sowie Gewöhnliche Moosbeere (Vaccinium oxycoccus), Rundblättriger Sonnentau (Drosera rotundifolia) und Scheidiges Wollgras (Eriophorum vaginatum) als weitere Hochmoorarten.

An Pfingsten 2015 wurde im Hochwald der Nationalpark Hunsrück-Hochwald offiziell eröffnet. 

Lebensraumtypen (Anhang I):

3150 Natürliche eutrophe Seen mit einer Vegetation des Magnopotamions oder Hydrocharitions
3260 Flüsse der planaren bis montanen Stufe mit Vegetation des Ranunculion fluitantis und des Callitricho-Batrachion
* 6230 Artenreiche montane Borstgrasrasen (und submontan auf dem europäischen Festland) auf Silikatböden
6410 Pfeifengraswiesen auf kalkreichem Boden, torfigen und tonig-schluffigen Böden (Molinion caeruleae)
6430 Feuchte Hochstaudenfluren der planaren und montanen bis alpinen Stufe
6510 Magere Flachland-Mähwiesen (Alopecurus pratensis, Sanguisorba officinalis)
6520 Berg-Mähwiesen
7140 Übergangs- und Schwingrasenmoore
8220 Silikatfelsen mit Felsspaltenvegetation
9110 Hainsimsen-Buchenwald (Luzulo-Fagetum)
* 91D0 Moorwälder
* 91E0 Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno padion, Alnion incanae, Salicion albae)

* = Prioritärer Lebensraumtyp

Arten (Anhang II):

Schmetterlinge

Skabiosen-Scheckenfalter (Euphydryas aurinia)

* = Prioritäre Art

Bewirtschaftungsplanung:

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Literatur:

Binsfeld, J. (1994): Alter, Wachstum und Verjüngungsverhalten der Moorbirke (Betula pubescens s.l. Ehrh.) in Bruchwäldern des südwestlichen Hunsrücks unter besonderer Berücksichtigung der Entwicklung der Brücher. Diplomarbeit, Universität Trier. 138pp.

Bushart, M. (1989): Schwarzerlen- und Moorbirkenwälder im westlichen Hunsrück. Tuexenia 9: 391-415.

Egidi, H. (2015): Auf dem Weg zum grenzüberschreitenden Nationalpark Hunsrück-Hochwald. In: Verantwortung für die Zukunft: Naturschutz im Spannungsfeld gesellschaftlicher Interessen. 32. Deutscher Naturschutztag 2014. Jahrbuch für Naturschutz und Landschaftspflege 60. Bundesverband Beruflicher Naturschutz, Bonn (Hrsg.): 108-111.

Egidi, H.; Sturm, S. (2015): Nationalpark Hunsrück-Hochwald: natürlich, mit Geschichte!: aussteigen mitten in Deutschland. Nationalpark 4(170): 36-39.

Klauck, E.-J. (1985): Natürliche Laubwaldgesellschaften im südwestlichen Hunsrück - eine vegetationskundliche Untersuchung im Schwarzwälder Hochwald. Verlag Haag und Herchen, Frankfurt a.M. 74 pp.
 
Klauck, E.-J. (1987): Grünlandgesellschaften im West-Hunsrück (Schwarzwälder und Osburger Hochwald). Beiträge zur Landespflege in Rheinland-Pfalz Band 11: 21-68.

Klauck, E.-J. (1994): Die Hochwaldregion. Eine naturkundliche Betrachtung der Landschaft im West-Hunsrück. Mainzer naturwissenschaftliches Archiv 32. 77 pp.  
 
LfUG; FÖA (1996): Planung Vernetzter Biotopsysteme. Bereich Landkreis Birkenfeld. Ministerium für Umwelt und Forsten Rheinland-Pfalz, Mainz und Landesamt für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht Rheinland-Pfalz, Oppenheim (Hrsg.). 299 pp., Anhänge, Karten.

LfUG; FÖA (1993): Planung Vernetzter Biotopsysteme. Bereich Landkreis Trier-Saarburg/Stadt Trier. Ministerium für Umwelt und Forsten Rheinland-Pfalz, Mainz und Landesamt für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht Rheinland-Pfalz, Oppenheim (Hrsg.). 234 pp., Anhänge, Karten.

Landschaftsplanung Högner und Scholtes (1997): Pflege- und Entwicklungsplan für das Naturschutzgebiet "Hangbrücher bei Morbach". Im Auftrag des Landesamtes für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht, Oppenheim.

Manz, E. (1991): Borstgrasrasen in Rheinland-Pfalz. Rheinische Landschaften 36. 31 pp.

Matzke, G. (1987): Die gelbe Narzisse (Narzissus pseudo-narzissus L.) im Hunsrück. Naturschutz und Ornithologie in Rheinland-Pfalz 4(4): 815-844.

Reichert, H. (1972): Verbreitung und Soziologie der Bärwurz (Meum athamanticum Jacq.) im Hunsrück. Decheniana 125: 15-22.

Reichert, H. (1975): Die Quellmoore (Brücher) des südwestlichen Hunsrücks. Beiträge zur Landespflege in Rheinland-Pfalz 3: 101-164.

Reichert, H.; Stets, J. (1980): Der südwestliche Hunsrück. Hochwald und Idarwald. Rheinische Landschaften 17. 23 pp.

Ruthsatz, B. (1999): Die Quellwässer von Hangmooren im Hunsrück (Rheinland-Pfalz). Chemismus und Einfluss auf Vegetation und Flora. Arch. für Nat.- Landsk. 38: 1-41.
 
Ruthsatz, B.; Holz, I.( 1997): Dauerbeobachtung von Vegetation und Quellwasserchemismus im "Palmbruch" und "Oberluderbruch" des NSG "Hangbrücher bei Moorbach"/Hunsrück. Ableitung von Schutz- und Monitoringkonzepten. Decheniana 150: 109-168.

Salkowski, H.-E. (1993): Nach Jahrzehnten wiederentdeckt! Corallorhiza trifida Chatel. im südwestlichen Hunsrück. Ein Beitrag zur Verbreitung der Orchideen in Rheinland-Pfalz. Berichte aus den Arbeitskreisen Heimische Orchideen 10: 41-43.

Vogt, C. (1998): Schutz- und Entwicklungskonzept für die Bruchwälder und Borstgrasrasen im Bereich Hüttgeswasen/Thranenweier (Hunsrück). Diplomarbeit, Universität Trier.

Vogt, C.; Ruthsatz, B. (1990): Pflanzensoziologische Untersuchungen der Erlen-Bruchwälder in den Naturschutzgebieten "Riedbruch" und "Thranenbruch" (Hunsrück) als Grundlage für ein Schutz- und Entwicklungskonzept. Mitt. Pollichia 77: 223-234.

Zimmermann, W. (2015): Der Nationalpark Hunsrück-Hochwald. Dendrocopos 42: 141-146.

Stand: 21.09.2017