Steckbrief zum FFH-Gebiet
6205-301 - Sauertal und Seitentäler Karte
Größe[ha]:
1.879
Landkreise und kreisfreie Städte:
Eifelkreis Bitburg-Prüm, Trier-Saarburg
Verbandsgemeinden und verbandsfreie Gemeinden:
Irrel, Trier-Land
Gebietsbeschreibung:
Sauer, Prüm und Nims haben sich in engen und windungsreichen Tälern bis zu 200 Meter tief in die umgebenden Sandstein-Hochflächen eingeschnitten. Die durch Terrassen mehrfach gestuften Talhänge sind teils bewaldet, teils von Offenland geprägt. Von großem Wert für den Arten- und Lebensraumschutz sind ihre reich gegliederten und engräumig verzahnten Biotopmosaike aus extensiv genutzten Wiesen und Weiden, Halbtrockenrasen, thermophilen Gebüschen, vielfältig strukturierten Waldrandbereichen, Felsformationen, Höhlen und Stollen. Sie bieten ideale Lebensbedingungen für zahlreiche seltene Fledermausarten wie Fransenfledermaus (Myotis nattereri) und die wärmeliebende Wimperfledermaus (Myotis emarginatus). Die Wasserfledermaus (Myotis daubentonii) erreicht an der mäßig eutrophierten Sauer aufgrund der enormen Insektenproduktion sehr hohe Dichten. Die Felsbänder an Sauer und Prüm sind bedeutende Lebensräume insbesondere für die vom Aussterben bedrohte Große Hufeisennase (Rhinolophus ferrumequinum). Die strukturreichen Streuobst- und Magergrünlandbiotope dienen den Fledermäusen als Jagd- und Nahrungshabitat.
Die ausgedehnten Halbtrockenrasen und Weinbergsbrachen an den Hängen des Sauertales beherbergen zahlreiche Orchideen und eine Vielzahl seltener Tagfalterarten. Der in Rheinland-Pfalz stark gefährdete Ehrenpreis-Scheckenfalter (Melitaea aurelia) hat hier sehr große Vorkommen.
Die sonnenexponierten Hänge tragen naturnahe Trocken- und Gesteinshaldenwälder. Bei den Waldbiotopen abseits der Steilhänge dominieren Buchenwälder. Eine Besonderheit der Trockenstandorte ist der kalkliebende Orchideen-Buchenwald mit der für ihn typischen Anhang II-Art Frauenschuh (Cypripedium calceolus).
Die Wald- und Offenlandbiotope stehen in enger Beziehung zu den Lebensräumen der Gewässer und ihrer Auen. Als Vernetzungsachse zwischen der Mosel im Süden und der Our im Norden kommt der Sauer für die überregionale Ausbreitung von Arten eine zentrale Bedeutung zu.
Obwohl die Sauer abschnittsweise und die Prüm im Unterlauf durch wasserbauliche Maßnahmen erkennbar verändert sind und die Aue durch intensive Grünlandnutzung, teilweise auch durch Ackerbau geprägt ist, sind noch naturnahe Bereiche mit einem typischen Biotop- und Artenpotenzial erhalten. Dies betrifft beispielsweise die Sauer bei der Ortschaft Langsur im Mündungsbereich in die Mosel wie auch die rudimentären Weichholz-Flussauenwälder auf den Inseln. Als Vertreter der im Gebiet vorkommenden Fisch- und Insektenarten naturnaher Fließgewässer sind die anspruchsvollen Arten Groppe, Kleine Zangenlibelle (Onychogomphus forcipatus) und Großer Feuerfalter (Lycaena dispar) zu nennen. Die Population der Kleinen Zangenlibelle an der Sauer ist wie auch das Vorkommen der Gestreiften Quelljungfer (Cordulegaster bidentata) in den Kalktuffquellen von landesweiter Bedeutung.
Lebensraumtypen (Anhang I):
* = Prioritärer Lebensraumtyp
Arten (Anhang II):
Säugetiere
Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii) | |
Große Hufeisennase (Rhinolophus ferrumequinum) | |
Großes Mausohr (Myotis myotis) | |
Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus) | |
Wimperfledermaus (Myotis emarginatus) |
Amphibien
Kamm-Molch (Triturus cristatus) |
Fische und Rundmäuler
Groppe (Cottus gobio) | |
Lachs (Salmo salar) |
Schmetterlinge
Großer Feuerfalter (Lycaena dispar) | |
* | Spanische Flagge (Euplagia quadripunctaria) |
Pflanzen
Frauenschuh (Cypripedium calceolus) | |
Prächtiger Dünnfarn (Trichomanes speciosum) |
* = Prioritäre Art
Links:
Datenblatt - Legende zum DatenblattFFH-Gebiet 6003-301 - Ourtal
https://www.naturpark-suedeifel.de/naturschatz/landschaftsraeume/das-sauertal
http://bad-kreuznach.pollichia.de/berichte/botex/ziele/sauertal/sauertal.htm
Literatur:
Busch, P. J. (1939): Drei seltene Pflanzen des Trierer Gebietes. Rheinische Heimatpflege 11: 143-149.
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LfUG; FÖA (1993): Planung Vernetzter Biotopsysteme. Bereich Landkreis Trier-Saarburg/Stadt Trier. Ministerium für Umwelt und Forsten Rheinland-Pfalz, Mainz und Landesamt für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht Rheinland-Pfalz, Oppenheim (Hrsg.). 234 pp., Anhänge, Karten.
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