6109-303 - Idarwald | Fauna-Flora-Habitat-Gebiete in RLP

Steckbrief zum FFH-Gebiet

6109-303 - Idarwald link-logo Karte

Größe[ha]:

6.564

Landkreise und kreisfreie Städte:

Bernkastel-Wittlich, Birkenfeld, Rhein-Hunsrück-Kreis

Verbandsgemeinden und verbandsfreie Gemeinden:

Bernkastel-Kues, Herrstein, Kirchberg (Hunsrück), Morbach, Rhaunen

Gebietsbeschreibung:

Der langgestreckte, von Südost nach Nordwest streichende Quarzitrücken des Idarwalds mit Höhen bis über 700 Meter über NN fällt um 200 bis 300 Meter zur Hunsrückhochfläche im Nordwesten und zur Simmerner Mulde im Südosten ab. Das Gebiet ist fast vollständig bewaldet und überwiegend geprägt durch Buchenwälder und Fichtenforste. Die großflächig zusammenhängenden und störungsarmen Wälder sind von hoher Bedeutung für das Vorkommen der Wildkatze. Die Altholzbestände sind wesentlicher Lebensraum von Schwarzspecht, Hohltaube, Raufußkauz und Bechsteinfledermaus.

Charakteristisch sind die zahlreichen Brücher und Hangmoore, die sich an flächigen Quellaustritten der Unterhänge entwickelt haben und die wegen ihrer Seltenheit und ihrer guten Ausprägung überregional bedeutsam und von wissenschaftlichem Interesse sind.

Birkenmoorwälder, Erlenbruchwälder, Übergangsmoore, kleine Moortümpel, Nass- und Feuchtwiesen, Borstgrasrasen und Heiden bilden hier reich strukturierte und abwechslungsreiche Biotopkomplexe, eng verbunden mit den Waldlebensräumen. Eine ehemals typische Vogelart der Hunsrückbrücher war das Auerhuhn. Zum herausragenden Artenbestand der Wald-Offenlandbiotopkomplexe gehören der Dukaten-Feuerfalter (Lycaena virgaureae), der Weißbindige Mohrenfalter (Erebia ligea) und der Wegerich-Scheckenfalter (Melitaea cinxia).

Besonders hervorzuheben ist die charakteristische Fauna und Flora der moorartigen Lebensräume, die sich in Rheinland-Pfalz nur noch auf die Eifel, den Pfälzerwald und den Hunsrück konzentriert. Für einige Arten haben die Brücher des Hunsrücks einen überdurchschnittlich großen Anteil am Aufbau der rheinland-pfälzischen Populationen. Zu den typischen Hochmoor-Pflanzenarten wie den Torfmoosen Sphagnum magellanicum, Sphagnum papillosum, Sphagnum capillifolium sowie Gewöhnliche Moosbeere (Vaccinium oxycoccus), Rundblättriger Sonnentau (Drosera rotundifolia) und Scheidiges Wollgras (Eriophorum vaginatum) gesellen sich die Vorkommen der Moorlibellen Arktische Smaragdlibelle (Somatochlora arctica), Torf-Mosaikjungfer (Aeshna juncea) und Kleine Moosjungfer (Leucorrhina dubia). Der bis vor einigen Jahren noch in einer kleinen Population nachgewiesene Hochmoor-Perlmutterfalter (Boloria aquilonaris) gilt aktuell als verschollen.

Lebensraumtypen (Anhang I):

3150 Natürliche eutrophe Seen mit einer Vegetation des Magnopotamions oder Hydrocharitions
3260 Flüsse der planaren bis montanen Stufe mit Vegetation des Ranunculion fluitantis und des Callitricho-Batrachion
4030 Trockene europäische Heiden
* 6230 Artenreiche montane Borstgrasrasen (und submontan auf dem europäischen Festland) auf Silikatböden
6410 Pfeifengraswiesen auf kalkreichem Boden, torfigen und tonig-schluffigen Böden (Molinion caeruleae)
6430 Feuchte Hochstaudenfluren der planaren und montanen bis alpinen Stufe
6510 Magere Flachland-Mähwiesen (Alopecurus pratensis, Sanguisorba officinalis)
7140 Übergangs- und Schwingrasenmoore
8150 Kieselhaltige Schutthalden der Berglagen Mitteleuropas
8220 Silikatfelsen mit Felsspaltenvegetation
8230 Silikatfelsen mit ihrer Pioniervegetation (Sedo-Scleranthion, Sedo albi-Veronicion dillenii)
9110 Hainsimsen-Buchenwald (Luzulo-Fagetum)
* 91D0 Moorwälder
* 91E0 Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno padion, Alnion incanae, Salicion albae)

* = Prioritärer Lebensraumtyp

Arten (Anhang II):

Säugetiere

Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii)

Schmetterlinge

Skabiosen-Scheckenfalter (Euphydryas aurinia)

* = Prioritäre Art

Bewirtschaftungsplanung:

n.v.

Literatur:

Binsfeld, J. (1994): Alter, Wachstum und Verjüngungsverhalten der Moorbirke (Betula pubescens s.l. Ehrh.) in Bruchwäldern des südwestlichen Hunsrücks unter besonderer Berücksichtigung der Entwicklung der Brücher. Diplomarbeit der Universität Trier. 138pp.

Bushart, M. (1989): Schwarzerlen- und Moorbirkenwälder im westlichen Hunsrück. Tuexenia 9: 391-415.

FÖA Landschaftsplanung (Schorr, M., Smolis, M., Bearb.) (1998): Artenschutzprojekt "Ökologie des Hochmoor-Perlmuttfalters (Boloria aquilonaris) im Hunsrück". Im Auftrag des Landesamtes für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht Rheinland-Pfalz, Oppenheim. 88 pp.

Fromhage, L. (1999): Erstnachweis der Arktischen Smaragdlibelle Somatochlora arctica (Zetterstedt, 1840) im Regierungsbezirk Koblenz. Fauna und Flora in Rheinland-Pfalz 9(1): 341-345.

Klauck, E.-J. (1987): Grünlandgesellschaften im West-Hunsrück (Schwarzwälder und Osburger Hochwald). Beiträge zur Landespflege in Rheinland-Pfalz 11: 21-68.

Landschaftsplanung Högner und Scholtes (1997): Pflege- und Entwicklungsplan für das Naturschutzgebiet "Hangbrücher bei Morbach". Im Auftrag des Landesamtes für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht Rheinland-Pfalz, Oppenheim.

LfUG; FÖA (1995): Planung Vernetzter Biotopsysteme. Bereich Landkreis Bernkastel-Wittlich. Ministerium für Umwelt und Forsten Rheinland-Pfalz, Mainz und Landesamt für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht Rheinland-Pfalz, Oppenheim (Hrsg.). 338 pp., Anhänge, Karten.

LfUG; FÖA (1996): Planung Vernetzter Biotopsysteme. Bereich Landkreis Birkenfeld. Ministerium für Umwelt und Forsten Rheinland-Pfalz, Mainz und Landesamt für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht Rheinland-Pfalz, Oppenheim (Hrsg.). 299 pp., Anhänge, Karten.

Reichert, H. (1972): Verbreitung und Soziologie der Bärwurz (Meum athamanticum Jacq.) im Hunsrück. Decheniana 125: 15-22.

Reichert, H. (1975): Die Quellmoore (Brücher) des südwestlichen Hunsrücks. Beiträge zur Landespflege in Rheinland-Pfalz 3: 101-164.

Reichert, H.; Stets, J. (1980): Der südwestliche Hunsrück. Hochwald und Idarwald. Rheinische Landschaften 17. 23 pp.

Ruthsatz, B. (1999): Die Quellwässer von Hangmooren im Hunsrück (Rheinland-Pfalz). Chemismus und Einfluss auf Vegetation und Flora. Arch. Nat.- Landsk. 38: 1-41.

Ruthsatz, B.; Holz, I.( 1997): Dauerbeobachtung von Vegetation und Quellwasserchemismus im "Palmbruch" und "Oberluderbruch" des NSG "Hangbrücher bei Moorbach"/Hunsrück. Ableitung von Schutz- und Monitoringkonzepten. Decheniana 150: 109-168.

Vogt, C. (1998): Schutz- und Entwicklungskonzept für die Bruchwälder und Borstgrasrasen im Bereich Hüttgeswasen/Thranenweier (Hunsrück). Diplomarbeit der Universität Trier.

Vogt, C.; Ruthsatz, B. (1990): Pflanzensoziologische Untersuchungen der Erlen-Bruchwälder in den Naturschutzgebieten "Riedbruch" und "Thranenbruch" (Hunsrück) als Grundlage für ein Schutz- und Entwicklungskonzept. Mitt. Pollichia 77: 223-234.

Stand: 01.03.2016