5908-302 - Kondelwald und Nebentäler der Mosel | Fauna-Flora-Habitat-Gebiete in RLP

Steckbrief zum FFH-Gebiet

5908-302 - Kondelwald und Nebentäler der Mosel link-logo Karte

Größe[ha]:

9.185

Landkreise und kreisfreie Städte:

Bernkastel-Wittlich, Cochem-Zell, Vulkaneifel

Verbandsgemeinden und verbandsfreie Gemeinden:

Cochem-Land, Daun, Kröv-Bausendorf, Manderscheid, Ulmen, Zell (Mosel)

Gebietsbeschreibung:

Der Kondelwald ist eine bewaldete und durch Verkehrswege wenig zerschnittene Hochflächenlandschaft der Östlichen Moseleifel mit Höhen um 400 Meter über NN. Vom Moseltal zur Hocheifel übergehend steigt das Gelände allmählich an. Die höchste Erhebung misst 477 Meter über Meereshöhe.

Tief in die Hochflächen eingeschnitten, bildet der windungsreiche Ueßbach mit seinen Nebengewässern und weiteren Nebentälern der Mosel ein dichtes Gewässernetz in engen Kerbtälern mit schmalen Auen. Die Talhänge sind bewaldet.

Alt- und totholzreiche Buchen- und Eichen-Hainbuchenhochwälder bestimmen das Landschaftsbild. Hier sind die Lebensräume von Höhlenbrütern wie dem Schwarzspecht und des auf Totholz angewiesenen Hirschkäfers sowie für Fledermäuse, die hier Quartiere finden und in den Bachauen jagen. Die Steilhänge der Bachtäler werden von Komplexen aus Trockenwäldern, Gesteinshaldenwäldern und Wäldern mittlerer Standorte eingenommen. Felsen, Felsheiden, Trockengebüsche (Cotoneastro-Amelanchieretum) und angrenzende Saum- und magere Grünlandbiotope tragen zur Vielfalt bei. Auch die Tagfalterfauna ist artenreich. Trockenbiotope werden von der Mauereidechse besiedelt.

Insbesondere die Wälder der Steillagen wurden als Niederwald bewirtschaftet. Diese großflächigen Niederwaldbestände werden vom stark gefährdeten Haselhuhn genutzt, das hier in großer Dichte als westlicher Ausläufer der Moselpopulation vertreten ist. In den Mittelwäldern mit überstehenden Eichenalthölzern siedelt der Mittelspecht. Die Biotop- und Strukturvielfalt und die Großflächigkeit der Wälder ermöglicht das gemeinsame Vorkommen waldbewohnender Tierarten mit den unterschiedlichsten Ansprüchen an ihren Lebensraum auf engem Raum und in großer Individuenzahl.

Die Fließgewässer sind weitgehend unbelastet und naturnah, was das Vorkommen von Groppe und Eisvogel ermöglicht. Sie beherbergen die typische Lebensgemeinschaft der Mittelgebirgsbäche. Die Quellbäche sind von einem Erlen-Eschen-Quellbachwald gesäumt. Nass- und Feuchtwiesen, Röhrichte und Seggenrieder ín den Bachauen werden als extensive Offenlandbiotopkomplexe von charakteristischen Arten, insbesondere der artenreichen Schmetterlingsfauna, besiedelt. Dem Ueßbach kommt als Lebensraum des stark gefährdeten Randring-Perlmutterfalters (Boloria eunomia) zentrale Bedeutung zu. Die Vorkommen dieser Falterart in der Eifel zählen zu den bedeutendsten in Mitteleuropa. Braunfleckiger Perlmutterfalter (Boloria selene), Mädesüß-Perlmutterfalter (Brenthis ino) oder Lilagold-Feuerfalter (Lycaena hippothoe) profitieren von den vielfältigen Biotopkomplexen in Verbindung mit mageren Wiesen und Halbtrockenrasen und den Lebensräumen der Waldränder und lichten Wälder an den Hängen.

Magere Wiesen und Weiden sind kleinflächig auf Rodungsinseln und an den Rändern des Kondelwaldes vorhanden. Ehemals ausgedehnte Borstgrasrasen und Heiden, Lebensraum des gefährdeten Geißklee-Bläulings (Plebeius argus) sind lokal und kleinflächig an den Hochflächenrändern entwickelt

Lebensraumtypen (Anhang I):

3150 Natürliche eutrophe Seen mit einer Vegetation des Magnopotamions oder Hydrocharitions
3260 Flüsse der planaren bis montanen Stufe mit Vegetation des Ranunculion fluitantis und des Callitricho-Batrachion
4030 Trockene europäische Heiden
5110 Stabile xerotherme Formationen von Buxus sempervirens an Felsabhängen (Berberidion p.p.)
* 6230 Artenreiche montane Borstgrasrasen (und submontan auf dem europäischen Festland) auf Silikatböden
6430 Feuchte Hochstaudenfluren der planaren und montanen bis alpinen Stufe
6510 Magere Flachland-Mähwiesen (Alopecurus pratensis, Sanguisorba officinalis)
8150 Kieselhaltige Schutthalden der Berglagen Mitteleuropas
8220 Silikatfelsen mit Felsspaltenvegetation
8230 Silikatfelsen mit ihrer Pioniervegetation (Sedo-Scleranthion, Sedo albi-Veronicion dillenii)
8310 Nicht touristisch erschlossene Höhlen
9110 Hainsimsen-Buchenwald (Luzulo-Fagetum)
9130 Waldmeister-Buchenwald (Asperulo-Fagetum)
9160 Subatlantischer oder mitteleuropäischer Stieleichenwald oder Eichen-Hainbuchenwald (Carpinion betuli)
9170 Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald (Galio-Carpinetum)
* 9180 Schlucht- und Hangmischwälder (Tilio-Acerion)
* 91E0 Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno padion, Alnion incanae, Salicion albae)

* = Prioritärer Lebensraumtyp

Arten (Anhang II):

Säugetiere

Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii)
Großes Mausohr (Myotis myotis)

Amphibien

Gelbbauchunke (Bombina variegata)

Fische und Rundmäuler

Groppe (Cottus gobio)

Käfer

Hirschkäfer (Lucanus cervus)

Schmetterlinge

* Spanische Flagge (Euplagia quadripunctaria)

Pflanzen

Prächtiger Dünnfarn (Trichomanes speciosum)

* = Prioritäre Art

Bewirtschaftungsplanung:

folder-logo BWP_2011_23_N   -   link-logo Karte

Literatur:

LfUG; FÖA (1995): Planung Vernetzter Biotopsysteme. Bereich Landkreis Bernkastel-Wittlich. Ministerium für Umwelt und Forsten Rheinland-Pfalz, Mainz und Landesamt für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht Rheinland-Pfalz, Oppenheim (Hrsg.). 338 pp., Anhänge, Karten.

LfUG; FÖA (1993): Planung Vernetzter Biotopsysteme. Bereich Landkreis Cochem-Zell. Ministerium für Umwelt Rheinland-Pfalz, Mainz und Landesamt für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht, Oppenheim (Hrsg.). 216 pp., Anhänge, Karten.

LfUG; FÖA (1994): Planung Vernetzter Biotopsysteme. Bereich Landkreis Daun. Ministerium für Umwelt Rheinland-Pfalz, Mainz und Landesamt für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht Rheinland-Pfalz, Oppenheim (Hrsg.). 289 pp., Anhänge, Karten.

Stand: 18.02.2016