5711-301 - Rheinhänge zwischen Lahnstein und Kaub | Fauna-Flora-Habitat-Gebiete in RLP

Steckbrief zum FFH-Gebiet

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Größe[ha]:

4.555

Landkreise und kreisfreie Städte:

Mainz-Bingen, Mayen-Koblenz, Rhein-Hunsrück-Kreis, Rhein-Lahn-Kreis

Verbandsgemeinden und verbandsfreie Gemeinden:

Boppard, Braubach, Emmelshausen, Lahnstein, Loreley, Nastätten, Rhein-Nahe, Rhens, Sankt Goar-Oberwesel

Gebietsbeschreibung:

Das Obere Mittelrheintal ist als "Tal der Loreley" seit Juni 2002 UNESCO-Welterbe und eine der berühmtesten Landschaften Mitteleuropas. Der sagenumwobene Felsen der Loreley bei St. Goar gilt als Inbegriff der Rheinromantik. Zwischen Bingen und Koblenz hat sich der Rhein schluchtartig in das Rheinische Schiefergebirge eingeschnitten, mit enger Talsohle und steilen Talflanken bis zu 300 m Höhe. Die vielfältigen Trockenrasengesellschaften der Steilhänge, Wälder und Gebüsche wechseln sich mit kleinteiligen Weinbergen auf den sonnigen Rheinterrassen ab. Zahlreiche Mittelgebirgsbäche bahnen sich ihren Weg durch die höheren Terrassenflächen hinunter zum Rhein. Mittelalterliche Städtchen und eine Vielzahl an Burgen begleiten den Fluss in seinem Lauf.

Das enge, steile Flusstal des Rheinstroms mit seinen Weinbergen und Terrassenmauern, Burgen, historisch geprägten Ortsbildern und einem vielfältigen, kleinräumig wechselnden Mosaik aus Trocken- und Gesteinshaldenwäldern, Trockengebüschen, Halbtrocken- und Trockenrasen und Felsen ist eine einzigartige historische Kultur- und Naturlandschaft. Das Obere Mittelrheintal verdankt seine Einzigartigkeit dem Zusammenwirken der natürlichen morphologischen Gegebenheiten mit trocken-warmem Klima, der Gestaltung durch den Menschen und dem damit verbundenen außergewöhnlichen Reichtum an Tier- und Pflanzenarten.

In Mitteleuropa zählt das Mittelrheintal zu den herausragenden Gebieten wärme- und trockenheitsliebender Lebensgemeinschaften mit vielen seltenen und gefährdeten Arten. Ursache hierfür sind außer der Klimagunst die Großflächigkeit sowie der Reichtum an geeigneten Standorten und deren enge Verzahnung. Die Struktur- und Biotopvielfalt ist herausragend. So kommen auf den Steppenrasen der Dörscheider Heide allein 600 Großschmetterlingsarten vor, darunter viele bundesweit extrem seltene und gefährdete Arten. Der eher unscheinbar braun gefärbte Ziest- Dickkopffalter (Carcharodus lavatherae), auch Loreley-Dickkopffalter genannt, kommt in Deutschland nur in diesem Gebiet vor.

Weitere charakteristische Arten der Trockenbiotope sind sehr seltene Falter wie der Blauschwarze Eisvogel (Limenitis reducta) und der Fetthennen-Bläuling (Scolitantides orion). Auch der Segelfalter (Iphiclides podalirius), Libellen-Schmetterlingshaft (Libelloides coccajus), die Rotflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda germanica), Westliche Steppen-Sattelschrecke (Ephippiger ephippiger), Smaragdeidechse (Lacerta bilineata), Mauereidechse (Podarcis muralis) und die Zippammer sind Beispiele für typische Arten der xerothermen Lebensgemeinschaften im Gebiet. Segelfalter und Zippammer haben im Mittelrheintal einen bedeutenden Verbreitungsschwerpunkt in Rheinland-Pfalz.

Insbesondere in aufgegebenen Weinbergslagen findet man wärmeliebende Grünlandgesellschaften. Vegetationskundlich sind die Dürrwurz-Glatthaferwiesen bemerkenswert, die großflächig in Weinbergsbrachen vorkommen. Im Sommer fallen die rötlich-gelben Blütenköpfe der Dürrwurz (Inula conyzae) inmitten der fahlgelben dürren Halme der Glatthaferwiesen (Arrhenatheretum) auf.

Auf den feinerdearmen Gesteinshalden bei Boppard wächst eine weitere floristische Kostbarkeit des Gebietes, die endemische, das heißt weltweit nur bei Boppard vorkommende Bopparder Schleifenblume (Iberis linifolia).

Die Burgruinen im Gebiet weisen zum Teil eine interessante Flora auf, die eng mit der Nutzungsgeschichte der Burgen verknüpft ist. So können hier viele früher kultivierte Gemüse-, Heil- und Zierpflanzen entdeckt werden.

An den Kerbtalrändern der Rhein-Seitenbäche sind je nach Exposition und Standort verschiedene altholzreiche Buchen- und Eichenwälder entwickelt. An den meist im Wald verlaufenden Seitenbächen des Rheins sind Feuchtbiotope mit Auencharakter erhalten. Der Strukturreichtum und die Gewässergüte sind als sehr gut zu bezeichnen. Hier kommen der Steinkrebs und die Groppe vor, die sehr hohe Ansprüche an die Qualität ihres Lebensraumes stellen. Die naturnahen Bachtäler und Laubwaldbereiche in Verbindung mit den vielfältigen Offenlandbiotopen sind bedeutende Lebensräume und Jagdbiotope für Fledermäuse.

Lebensraumtypen (Anhang I):

3150 Natürliche eutrophe Seen mit einer Vegetation des Magnopotamions oder Hydrocharitions
3260 Flüsse der planaren bis montanen Stufe mit Vegetation des Ranunculion fluitantis und des Callitricho-Batrachion
4030 Trockene europäische Heiden
* 6210 Naturnahe Kalk-Trockenrasen und deren Verbuschungsstadien (Festuco-Brometalia), (* besondere Bestände mit bemerkenswerten Orchideen)
6410 Pfeifengraswiesen auf kalkreichem Boden, torfigen und tonig-schluffigen Böden (Molinion caeruleae)
6430 Feuchte Hochstaudenfluren der planaren und montanen bis alpinen Stufe
6510 Magere Flachland-Mähwiesen (Alopecurus pratensis, Sanguisorba officinalis)
8150 Kieselhaltige Schutthalden der Berglagen Mitteleuropas
8220 Silikatfelsen mit Felsspaltenvegetation
8230 Silikatfelsen mit ihrer Pioniervegetation (Sedo-Scleranthion, Sedo albi-Veronicion dillenii)
9110 Hainsimsen-Buchenwald (Luzulo-Fagetum)
9130 Waldmeister-Buchenwald (Asperulo-Fagetum)
9160 Subatlantischer oder mitteleuropäischer Stieleichenwald oder Eichen-Hainbuchenwald (Carpinion betuli)
9170 Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald (Galio-Carpinetum)
* 9180 Schlucht- und Hangmischwälder (Tilio-Acerion)
* 91E0 Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno padion, Alnion incanae, Salicion albae)

* = Prioritärer Lebensraumtyp

Arten (Anhang II):

Säugetiere

Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii)
Großes Mausohr (Myotis myotis)

Fische und Rundmäuler

Groppe (Cottus gobio)

Käfer

Hirschkäfer (Lucanus cervus)

Schmetterlinge

* Spanische Flagge (Euplagia quadripunctaria)

Krebse

* Steinkrebs (Austropotamobius torrentium)

* = Prioritäre Art

Bewirtschaftungsplanung:

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Literatur:

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Zenker, W. (1997): Beiträge zur Kenntnis der Flora des Naturschutzgebietes "Koppelstein" und weiterer Halbtrockenrasen am Mittelrhein. 4. Zur Situation der Halbtrockenrasen auf Löss im Raum Vallendar- Lahnstein - Braubach (Rheinland-Pfalz). Fauna und Flora in Rheinland-Pfalz 8(3): 769-778.

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Stand: 21.09.2017