5608-303 - Wacholderheiden der Osteifel | Fauna-Flora-Habitat-Gebiete in RLP

Steckbrief zum FFH-Gebiet

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Größe[ha]:

1.134

Landkreise und kreisfreie Städte:

Ahrweiler, Mayen-Koblenz

Verbandsgemeinden und verbandsfreie Gemeinden:

Adenau, Altenahr, Bad Neuenahr-Ahrweiler, Brohltal, Mayen, Vordereifel

Gebietsbeschreibung:

Bis zum frühen 19. Jahrhundert waren weitläufige Heidelandschaften typisch für die Eifelregion. Die Heiden entstanden durch  eine jahrhundertelang praktizierte Niederwald- und Schiffelwirtschaft mit Schafbeweidung, wobei der harzige, nadelbewehrte, ungenießbare Wacholder nicht gefressen und dadurch gefördert wurde. Heute finden sich auf den Höhen noch Reste dieser Heidelandschaft. Wacholder- und Besenginster-Heidekraut-Heiden sowie Sandheiden mit teilweise hochwüchsigen Wacholdern, teilweise mit Borstgrasrasen und im Verbund mit Magerwiesen haben in der Eifel einen bedeutenden Verbreitungsschwerpunkt in Rheinland-Pfalz.

Die höchstgelegenen Stellen werden von Wildrosen-Wacholderheiden eingenommen. Dazwischen mischt sich Besenginster-Heidekraut-Heide. Die Wacholder sind stellenweise bis zu 3 m hoch und bilden meist dichte und überalterte Bestände. Zwischen den Wacholdern haben sich Gehölze wie Kiefer, Fichte, Vogel- und Mehlbeere, Weißdorn, Wildapfel und Wildkirsche etabliert und drohen die Flächen zu überwuchern. Dies beinhaltet die Gefahr der Vernichtung des Wacholders, der eine Beschattung nur in geringem Maße toleriert. Allerdings haben sich inzwischen auch Buchenwälder entwickelt, die ihrerseits wertvolle Habitate sind. Das Gebiet besteht heute aus einem Mosaik von Wacholderheiden, Magerrasen und Wäldern.

Aus der Fauna des Gebietes fällt im Sommer besonders der orangefarbene Dukaten-Feuerfalter (Lycaena virgaureae) auf, der für die Heiden dieser Region charakteristisch ist. Bemerkenswert ist das Vorkommen des Großen Fuchses (Nymphalis polychloros) bei Arft ebenso wie des Wacholderbocks (Phymatodes glabratus). Auf größeren offenen beziehungsweise kurzrasigen Flächen kommen Brauner Feuerfalter (Lycaena tityrus), Raubwürger und die in Rheinland-Pfalz vom Aussterben bedrohten Heuschreckenarten Warzenbeißer (Decticus verrucivorus) und Schwarzfleckiger Heidegrashüpfer (Stenobothrus nigromaculatus) vor. Bis in die 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts waren die Heiden im Raum Arft Lebensraum des Birkhuhns.

Die vor allem im Bereich der Talränder auftretenden, teils felsdurchsetzten Laubwälder sind überwiegend dem Hainsimsen-Buchenwald zuzuordnen und wurden früher vielfach als Niederwald genutzt. Sie sind bedeutender Lebensraum des stark gefährdeten Haselhuhns.

Von 2005 bis 2010 wurde das Gebiet im Rahmen des LIFE-Projekts „Schutz und Pflege der Wacholderheiden der Osteifel" durch die Verbandsgemeinde Vordereifel erfasst und betreut.

Lebensraumtypen (Anhang I):

4030 Trockene europäische Heiden
5130 Formationen von Juniperus communis auf Kalkheiden und -rasen
* 6230 Artenreiche montane Borstgrasrasen (und submontan auf dem europäischen Festland) auf Silikatböden
6430 Feuchte Hochstaudenfluren der planaren und montanen bis alpinen Stufe
6510 Magere Flachland-Mähwiesen (Alopecurus pratensis, Sanguisorba officinalis)
8150 Kieselhaltige Schutthalden der Berglagen Mitteleuropas
8220 Silikatfelsen mit Felsspaltenvegetation
8230 Silikatfelsen mit ihrer Pioniervegetation (Sedo-Scleranthion, Sedo albi-Veronicion dillenii)
9110 Hainsimsen-Buchenwald (Luzulo-Fagetum)
9130 Waldmeister-Buchenwald (Asperulo-Fagetum)
9170 Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald (Galio-Carpinetum)
* 9180 Schlucht- und Hangmischwälder (Tilio-Acerion)

* = Prioritärer Lebensraumtyp

Arten (Anhang II):

Im Gebiet nicht bekannt

Bewirtschaftungsplanung:

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Literatur:

Berlin, A.; Hoffmann, H. (1975): Flora von Mayen und Umgebung. Eine Gefäßpflanzenliste der östlichen Hocheifel und des Mittelrheinbeckens. Beiträge Landespflege Rheinland-Pfalz 3: 167-391.

Bosselmann, J. (1970): Das ehemalige Birkhuhnvorkommen in den Landkreisen Ahrweiler und Mayen. Charadrius 6(2): 63-65.

Bosselmann, J. (2000): Ornithologischer Jahresbericht 1999. Pflanzen und Tiere in Rheinland-Pfalz - Jahresbericht 1999 - Heft 10: 12-98.

Froehlich, C. (1990): Verbreitung und Gefährdungssituation der Heuschrecken (Insecta: Saltatoria) im Regierungsbezirk Koblenz. Fauna Flora Rheinland-Pfalz 6(1): 5-200.

Haarmann, K.; Pretscher, P. (1981): Naturschutzgebiete in den Regierungsbezirken Koblenz und Trier sowie im Saarland. Rheinische Landschaften 20. 39 pp.

Hoffmann, H.; Bosselmann, J. (1997): Floristische und faunistische Bestandsaufnahmen im Skigebiet Arft, Ldkrs. Mayen-Koblenz, TK 5608.1, Minutenraster: 5, Höhenlage 570,0-610,0 m NN. Pflanzen und
Tiere in Rheinland-Pfalz - Jahresbericht 1996 - H. 7: 128-133.

Hollederer, H. F.; Siewers, U.; Wißkirchen, R. (2008): Wacholderheiden der Osteifel: einzigartige Natur- und Kulturlandschaften. Verlag Vordereifel, Mayen. 15 pp. 1 DVD.

Hollederer, H.-F. (2010): Wacholderheiden der Osteifel. Das LIFE-Projekt wird beendet. Die Eifel 105(3): 26-28, 37.

Jungbluth, J. H.; Fischer, E.; Kunz, M.; Lenz, I.; Gruschwitz, M.; Scharf, B. W.; Stüber, R. (1989): Die Naturschutzgebiete in Rheinland-Pfalz IV. Die Planungsregion Mittelrhein-Westerwald. Mainzer naturwiss. Archiv Beih. 11. 414 pp., Abb.

Lauer, M.; Twelbeck, R. (1991): Pflege- und Entwicklungsplan für das Naturschutzgebiet "Dr. Heinrich-Menke-Park". Im Auftrag des Landesamtes für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht Rheinland-Pfalz,
Oppenheim. 25 pp., Anhang.

LfUG; FÖA (1993): Planung Vernetzter Biotopsysteme Rheinland-Pfalz. Bereich Landkreis Ahrweiler. Ministerium für Umwelt Rheinland-Pfalz, Mainz und Landesamt für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht,
Oppenheim (Hrsg.). 290 pp., Anhänge, Karten.

LfUG; FÖA (1992): Planung Vernetzter Biotopsysteme. Bereich Landkreis Mayen-Koblenz/Stadt Koblenz. Ministerium für Umwelt Rheinland-Pfalz, Mainz und Landesamt für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht, Oppenheim (Hrsg.). 253 pp., Anhänge, Karten.

Kinkler, H.; Kwiatkowski, I.; Kwiatkowski, H.; Bosselmann, J. (1996): Die Tagschmetterlinge des Landkreises Mayen-Koblenz. Pflanzen und Tiere in Rheinland-Pfalz. Sonderheft 3. 110 pp.

Paffen, K. (1940): Heidevegetation und Ödlandwirtschaft in der Eifel. Beiträge zur Landeskunde der Rheinlande 3(3). 272 pp.

Wißkirchen, R. (2008): Life-Projekt: "Schutz und Pflege von Wacholderheiden der Osteifel". Leitarten-Vorkommen und Charakterisierung von 22 Projektflächen. Verlag Vordereifel, Mayen. 40 pp. 

Zepp, P. (1934): Wachholder in den rheinischen Landschaften. Rheinische Heimatpflege 6: 4-23.

Stand: 05.02.2016