5412-301 - Westerwälder Seenplatte | Fauna-Flora-Habitat-Gebiete in RLP

Steckbrief zum FFH-Gebiet

5412-301 - Westerwälder Seenplatte link-logo Karte

Größe[ha]:

430

Landkreise und kreisfreie Städte:

Westerwaldkreis

Verbandsgemeinden und verbandsfreie Gemeinden:

Hachenburg, Selters (Westerwald)

Gebietsbeschreibung:

An der Grenze zwischen Unter- und Oberwesterwald liegt zwischen den Ortschaften Freilingen, Wölferlingen und Steinebach das Gebiet der Westerwälder Seenplatte. In das kuppige Plateau der herben Landschaft eingebettet finden sich dort insgesamt sieben Weiher und Teiche, die teilweise von Fichtenforsten oder von Laubwald, meist jedoch von Erlen- und Weidengebüschen, von Röhrichten, Großseggenrieden und Sumpfwiesen umsäumt sind und der Landschaft einen eigenen Reiz verleihen.

Von den drei nördlich gelegenen größeren Weihern ist der von unterirdischen Quellen gespeiste Dreifelder Weiher mit einer Fläche von 123 ha der größte. Westlich davon schließen sich der Hoffmannsweiher und der Haidenweiher an. Beide stehen untereinander und mit dem Dreifelder Weiher in Verbindung. Diese Weiher entwässern über die Wied in den Rhein. Die südliche, kleinere Gewässergruppe besteht aus dem Brinkenweiher sowie dem Post- und Hausweiher, wobei der Hausweiher mit 10 ha am kleinsten ist. Diese stehen ebenfalls miteinander in Verbindung und entwässern nach Westen in den Holzbach. Ins Gebiet integriert ist auch der östlich gelegene Wölferlinger Weiher, ein Aufstau des Saynbaches.

Einige der Weiher und Teiche im Oberwesterwald wurden bereits im 15. Jahrhundert angelegt. Der Dreifelder Weiher entstand im 17. Jahrhundert, wurde Mitte des 19. Jahrhunderts in Wiesen umgewandelt und 1900 wieder aufgestaut. Wie die anderen Weiher auch diente er in erster Linie der Fischzucht. In regelmäßigen Abständen wurden die Gewässer abgelassen und die Fische in speziellen, im Abfluss angelegten Holzkanälen gefangen oder vom Weihergrund abgelesen. 

Das Gebiet der Westerwälder Seenplatte ist seit langem als Fundort seltener Pflanzen berühmt. Dabei werden meist die Arten offener, schlammiger, verdichteter, nährstoffreicher, aber kalkarmer Uferstandorte, wie sie beim Absinken des Wasserspiegels in der Uferregion der Weiher entstehen, genannt. Einige Spezialisten unter den Pflanzen sind in der Lage, diese Trockenperioden zu einer schnellen Entwicklung und zur Ausbildung von Samen zu nutzen, um dann über Jahre unerkannt im Schlamm unter der Wasserdecke als Diasporen zu überdauern. Typischer Vertreter dieser Pflanzen ist das Scheidenblütgras, eine Pflanzenart des Anhangs II der FFH-Richtlinie, die derzeit jedoch verschollen ist.

Nicht nur floristisch-vegetationskundlich, sondern auch ornithologisch ist das Gebiet von herausragender Bedeutung. Die Vogelfauna ist seit etwa Mitte des 19. Jahrhunderts dokumentiert. Aktuell kommt dem Gebiet sowohl als Rastgebiet als auch als Brutgebiet eine überregional bedeutende Rolle zu. So brüten beispielsweise vier Arten der Lappentaucher, und zwar Hauben-, Zwerg-, Schwarzhals- und Rothalstaucher am Dreifelder Weiher, eine Situation wie sie in den Mittelgebirgen nur äußerst selten vorkommt. Genannt seien auch Arten der Röhrichte wie Teichrohrsänger oder der Großseggenriede wie die Wasserralle.

Die Insektenfauna ist weniger gut dokumentiert; hier sei aber auf den Breitrand, einen seltenen Wasserkäfer verwiesen, der im Anhang II der FFH-Richtlinie aufgeführt ist. 

Die Weiher und die sie umgebenden Wiesen und Weiden bilden ein einzigartiges Ensemble einer historisch reizvollen Kulturlandschaft und sind ein herausragendes Beispiel wie sich Nutzungsorientierung (Fischproduktion), Arten- und Biotopschutz und Kulturlandschaftsbild wunderbar ergänzen können.

Lebensraumtypen (Anhang I):

3130 Oligo- bis mesotrophe stehende Gewässer mit Vegetation der Littorelletea uniflorae und/oder der Isoëto-Nanojuncetea
3150 Natürliche eutrophe Seen mit einer Vegetation des Magnopotamions oder Hydrocharitions
3260 Flüsse der planaren bis montanen Stufe mit Vegetation des Ranunculion fluitantis und des Callitricho-Batrachion
* 6230 Artenreiche montane Borstgrasrasen (und submontan auf dem europäischen Festland) auf Silikatböden
6410 Pfeifengraswiesen auf kalkreichem Boden, torfigen und tonig-schluffigen Böden (Molinion caeruleae)
6430 Feuchte Hochstaudenfluren der planaren und montanen bis alpinen Stufe
6510 Magere Flachland-Mähwiesen (Alopecurus pratensis, Sanguisorba officinalis)
7140 Übergangs- und Schwingrasenmoore
9110 Hainsimsen-Buchenwald (Luzulo-Fagetum)
9160 Subatlantischer oder mitteleuropäischer Stieleichenwald oder Eichen-Hainbuchenwald (Carpinion betuli)
* 91E0 Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno padion, Alnion incanae, Salicion albae)

* = Prioritärer Lebensraumtyp

Arten (Anhang II):

Amphibien

Kamm-Molch (Triturus cristatus)

Käfer

Breitrand (Dytiscus latissimus)

Schmetterlinge

Heller Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Maculinea teleius)
Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Maculinea nausithous)

Pflanzen

Scheidenblütgras (Coleanthus subtilis)

* = Prioritäre Art

Bewirtschaftungsplanung:

n.v.

Literatur:

Bosselmann, J. (2000): Ornithologischer Jahresbericht 1999. Pflanzen und Tiere in Rheinland-Pfalz - Jahresbericht 1999 - Heft 10: 12-98

Brechtel, F.; Riedl, U. (1989): Beiträge zur entomofaunistischen Bedeutung der Westerwälder Seenplatte (Kreis Westerwald) unter besonderer Berücksichtigung der Laufkäfer (Coleoptera, Carabidae) - Untersuchungsergebnisse aus der Pflege- und Entwicklungsplanung für Teilgebiete der Westerwälder Seenplatte. Beiträge Landespflege Rheinland-Pfalz 12: 305-347.

Diekjobst, H. (1986): Präsenzschwankungen und Vergesellschaftung der Elatine-Arten an den Teichen der Westerwälder Seenplatte. Abhandlungen aus dem Westfälischen Museum für Naturkunde Münster 48: 243-261.

Fischer, E. (1983): Die Vegetation des Hofmannsweihers, ein Beispiel für die Schutzwürdigkeit und die mögliche Erhaltung einer temporären Phytocoenose. Ornithologie u. Naturschutz im Regierungsbezirk Koblenz 5: 33-41.

Kunz, A. (2002): Die Vögel der Westerwälder Seenplatte- eine Artenliste. Fauna und Flora in Rheinland-Pfalz. Beiheft 27: 279-283.

Kunz, A.; Schäfer, M. (1998): Der Rothalstaucher (Podiceps griseigena) als neuer Brutvogel in Rheinland-Pfalz. Fauna und Flora in Rheinland-Pfalz 8(4): 1301-1303.

Langer, H.; Albert, G.;  Riedl, U. (Bearb.) (1985): Biotopsystem Westerwälder Seenplatte. Planungsstudie im Auftrag des Landesamtes für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht Rheinland-Pfalz. Planungsgruppe Ökologie und Umwelt, Hannover und Landesamt für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht Rheinland-Pfalz.. 57 pp.

LfUG; FÖA (1993): Planung Vernetzter Biotopsysteme. Bereich Landkreis Westerwald. Ministerium für Umwelt Rheinland-Pfalz, Mainz und Landesamt für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht, Oppenheim (Hrsg). 214 pp., Anhänge, Karten.

Lötschert, W. (1966): Die Pflanzenwelt der Westerwälder Seenplatte. Natur und Museum 96(4): 139-150.

Pickel, R. (1983): Zum Vorkommen der Lappentaucher (Podicipedidae) an der Westerwälder Seenplatte. 
Naturschutz und Ornithologie in Rheinland-Pfalz 2(4): 639-666.

Pickel, R. (1988): Ansiedlung und Ausbreitung von Tafelente (Aythya ferina) und Reiherente (Aythya fuligula) im Westerwald. Fauna Flora Rheinl.-Pfalz 5(1): 9-18.

Riedl, U. (1985): Beobachtungen am Eleocharito ovatae-Caricetum bohemicae (Klika 35 em. Pietsch 61) des Hofmanns-Weihers (Westerwälder Seenplatte). Decheniana 138: 7-12.

Roth, H. J. (1984): Die Westerwälder Seenplatte. Rheinische Landschaften 2. 3. Aufl. 31 pp.

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Stand: 04.02.2016