v014 - Laro-Limikolen | VSG-Arten in RLP

Steckbrief zur Art V014 der Vogelschutz-Richtlinie

Laro-Limikolen (Laro-Limikolen)

Status und Häufigkeit:

Anhang I Gefährdeter Durchzügler Rote Liste D (2015) Rote Liste RLP (2014) Erhaltungszustand
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Status RLP Bestand D Bestand RLP Bestandsentwicklung RLP
Brutvögel, Durchzügler, Wintergäste 105.000 - 150.000 Brutpaare 10 - 30 Brutpaare stark abnehmend

Kennzeichen:

Eine sehr große und vielgestaltige Ordnung mit mehreren Familien, zu der neben der Familie der eigentlichen Watvögel (37 in Deutschland regelmäßig erscheinende Arten) die zwar recht anders aussehenden, aber nah verwandten Familien der Raubmöwen (4 Arten, nur sehr selten im Binnenland), Möwenvögel mit den Unterfamilien der Möwen (13 Spezies) und Seeschwalben (9 Arten) sowie die (im Binnenland fehlenden) Alkenvögel (4 Arten) gezählt werden. Entsprechend unterschiedlich sind die Kennzeichen.

Lebensraum:

Mehrheitlich an Wasser oder zumindest feuchte Lebensräume gebunden. Bruten meist auf festem Untergrund, Nahrungssuche jedoch häufig in Flachwasserbereichen, auf Schlamm- und Schlickflächen (Watvögel), teilweise auch im offenen Wasser bzw. Meer (Möwen, Seeschwalben, Alken) bzw. an Mülldeponien (Möwen) oder auf trockenem, offenem Untergrund (einige Watvögel, Möwen).

Biologie und Ökologie:

Zumindest Teil- oder Kurzstreckenzieher, oft ausgeprägte Langstreckenzieher (einige Watvögel, Seeschwalben). Nest am Boden (oder im Falle der Alken auch an Felsen), häufig in kleinen bis sehr großen Kolonien (Möwen, Seeschwalben, Alken). Meist 4 Eier (Watvögel), aber auch nur 2 – 4 (Möwen) oder lediglich 1 (Alken). Eine Jahresbrut, mit Ausnahme der Alken nach Brutverlust Ersatzgelege.

Nahrung fast ausschließlich animalisch und von Mollusken (Watvögel, Möwen) über Gliedertiere und deren Larven (Watvögel, Möwen) bis zu Fischen (Möwen, Seeschwalben, Alken, Raubmöwen) und kleinen bis mittelgroßen Säugern und Vögeln (Möwen, Raubmöwen). 

Fluchtdistanz variiert von handzahmen Individuen (Möwen an Futterplätzen) bis > 100 m (einige Watvögel).

Verbreitung in Rheinland-Pfalz:

Global mit der Tendenz zu Brutplätzen in weit nördlich gelegenen Bereichen (Brutgebiet vieler Watvögel ist das arktische Sibirien) und weiten Wanderungen bis auf die Südhalbkugel, einige Arten sogar bis in die Antarktis. Dabei werden von Möwen, Seeschwalben und Alken auch die Weltmeere genutzt. 

In Mitteleuropa vor allem entlang der Küsten und großen Ströme wichtige Rast-, Überwinterungs- und Mausergebiete. Mit Ausnahme weniger Brutvögel des Binnenlandes (Kiebitz Vanellus vanellus, Flussregenpfeifer Charadrius dubius, Lachmöwe Larus ridibundus etc.) liegt die Bedeutung der Vorkommen in Rheinland-Pfalz in der Existenz von Rast- und Überwinterungsgebieten. Vor allem der Inselrhein zwischen Mainz und Bingen zählt mit bis zu 35.000 gleichzeitig rastenden Möwen zu den wichtigsten Rastplätzen im mitteleuropäischen Binnenland.

Gefährdungen:

  • Verlust des Lebensraumes durch Melioration, Gewässerausbau, Entwässerung;
  • Störungen durch Freizeitaktivitäten des Menschen;
  • Indirekte Auswirkungen der Bejagung;
  • Botulismus;
  • Verschlechterung der Nahrungssituation.

Empfehlungen zum Schutz und zur Förderung der Art:

  • Schutz und Erhaltung verbliebener Feuchtgebiete bzw. Neuanlage geeigneter Lebensräume;
  • Schaffung von Nist- und Ruhezonen in Brut-, Rast- und Überwinterungsgebieten;
  • Reduktion der Jagd in Rastgebieten und an Schlafplätzen;
  • Extensive Nutzung in den Nahrungshabitaten.

Literatur:

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Stand: 17.02.2016