a215 - Uhu (Bubo bubo) | VSG-Arten in RLP

Steckbrief zur Art A215 der Vogelschutz-Richtlinie

Uhu (Bubo bubo)

Status und Häufigkeit:

Anhang I Gefährdeter Durchzügler Rote Liste D (2015) Rote Liste RLP (2014) Erhaltungszustand
x - * *
Status RLP Bestand D Bestand RLP Bestandsentwicklung RLP
Regelmäßiger Brutvogel; Jahresvogel 2.100 – 2.500 Brutpaare 300 – 400 Brutpaare in den letzten Jahren deutlich zunehmend, nun konstant

Kennzeichen:

Länge 60 – 75 cm, Spannweite 160 – 188 cm. Die größte und bei weitem mächtigste Eule unserer Region. Schnabel und Füße sehr kräftig. Bei guter Sicht leicht zu erkennen an der bedeutenden Größe, dem untersetzten Rumpf, den großen Federohren und dem kennzeichnenden Gesichtsausdruck, der durch die markanten dunklen Brauen (oberseits hell begrenzt) über tiefliegenden, orangegelben Augen im dunkleren Schleier hervorgerufen wird. Gefiederfärbung recht variabel, aber mit kräftiger dunkler Längsfleckung auf der Brust, die sich vom helleren Bauch abhebt. Im Flug mit sehr breiten Flügeln, fliegt recht schnell und kraftvoll mit steifen und ziemlich flachen Flügelschlägen – anders als der sonst bei Eulen übliche „Bussard-Stil“ . Von der Seite wirkt der Kopf im Gegensatz zu anderen Eulen eher zugespitzt, weniger flach, der Schwanz ungewöhnlich kurz. Jungvögel bei guter Sicht bis zum 1. Frühjahr erkennbar an den verbliebenen juvenilen Schirmfedern, die kürzer und schmaler sind als bei Altvögeln und eine feine, ziemlich verwaschene Bänderung (statt breiter, deutlicher Bänder) aufweisen. Reviergesang des Männchens laut, tief und weittragend, aber gleichzeitig gedämpft „uuh-ho“ oder „buuho“ mit Betonung auf der ersten Silbe (aus einiger Entfernung ist nur „uuh“ zu hören); Balzgesang des Weibchens ähnlich, aber höher und heiserer, manchmal zu „uuuuuuhho“ gedehnt. Weibchen ruft auch rau, gezogen, bellend „wähew“. Warnruf schrill, nasal „kä-kä-kä-kä-käju“. Bettelrufe von älteren Jungen zischend, kratzend „tschätsch“ oder „tschuiiesch“, klingt ähnlich dem Hobeln von Holz.

Lebensraum:

Der Uhu bevorzugt offene, meist locker bewaldete und reich strukturierte Gebiete, oft in der Nähe von Flüssen und Seen. Die Nistplätze befinden sich überwiegend an schmalen Vorsprüngen exponierter Felswände, an felsigen Abbrüchen oder an schütter bewachsenen Steilwänden. Bei uns vor allem auch in Steinbrüchen und im Tiefland Mitteleuropas zudem in Greifvogelhorsten oder am Boden. Die Jagdgebiete sind weiträumige Niederungen, Siedlungsränder, halb offene Hanglagen, nahrungsreiche Wälder etc., auch Mülldeponien in einem Radius von in der Regel weniger als drei Kilometern (Reviergröße: ca. 2000 ha).

Biologie und Ökologie:

Die Balz findet überwiegend im Februar und März statt, vereinzelt auch im Herbst. Die Rufaktivität lässt mit dem Beginn der Eiablage deutlich nach (durchschnittlicher Legebeginn Mitte März, Schlupftermin: etwa der 18.4., Eizahl bei 2 – 3, selten 4 oder 5). Die Jungen können ab einem Alter von etwa fünf Wochen im Horstbereich herumlaufen. Sie sind nach 50 – 60 Tagen flügge, werden aber noch bis etwa September von den Eltern versorgt und verlassen dann das Brutrevier. Die Jungen verstreichen bis etwa 200 km.

Die Nahrung ist insgesamt sehr variabel, allerdings gibt es individuelle Nahrungsspezialisten. Im Winter auch Aas und Fleischabfälle. Der Uhu ist dämmerungs- sowie nachtaktiv und besetzt Tageseinstände. In Rheinland-Pfalz ganzjährig anzutreffen, Standvogel, Brutvögel gelten als weitgehend standortstreu und halten sich das ganze Jahr im Brutgebiet auf. Im Horstbereich i.d.R. extrem störungsempfindlich.

Verbreitung in Rheinland-Pfalz:

Der Uhu ist in etwa 20 Unterarten von Südwest-Europa und Nord-Afrika über Mittel- und Nordeuropa bis Ostsibirien und nach Süden bis Arabien, Süd-Indien und Süd-China verbreitet. In Europa liegen die Schwerpunkte der Verbreitung der Nominatform in Norwegen, Finnland und Russland, während er auf den Britischen Inseln fehlt. In Mitteleuropa vor allem in den Mittelgebirgen und im Alpenraum, neuerdings auch erhebliche Ausbreitung im Tiefland. In Rheinland-Pfalz in allen Landesteilen, besonders stark in der Eifel verbreitet.

Gefährdungen:

  • Verluste an Freileitungen, Straßen und Eisenbahn;
  • Geringer Bruterfolg durch Störungen am Brutplatz (z. B. Freizeitnutzung);
  • Verringerung des Nahrungsangebots durch Intensivierung und Mechanisierung der Landwirtschaft, Grünlandumbruch sowie Erschließung, ferner durch ungünstige Witterung zur Brutzeit und ausbleibende Mäusegradationen;
  • Erhöhte Sterblichkeit infolge langer, schneereicher Winter;
  • Jungvogelverluste durch Absturz aus den Horsten sowie (meist nur nach massiven Störungen) durch Prädation an Horsten;
  • Vergitterung von Felsen zur Steinschlagsicherung.

Empfehlungen zum Schutz und zur Förderung der Art:

  • Schutz der (traditionellen) Brutplätze vor Störungen z. B. durch Besucherlenkung;
  • Abstimmung von forstlichen Arbeiten und Abbautätigkeiten in Horstnähe in Steinbrüchen („Uhu-Schutz-Zonen-Konzeption“, Bergerhausen 1997) während der Brutzeit (Balz und Eiablage teilweise im Winter!);
  • Schaffung künstlicher Brutnischen oder Absicherung von unfallträchtigen Standorten; ggf. Entbuschung der Horstplätze;
  • Absicherung von straßennahen Bereichen und Bahndämmen durch geeignete Begleitanpflanzungen zur Vermeidung von Kollisionen;
  • Erhaltung und Verbesserung einer großräumigen, reich gegliederten, extensiv genutzten bäuerlichen Kulturlandschaft mit hohem Grünland- und Waldanteil sowie unverbauten Gewässerrändern und Verlandungszonen (Jagdgebiete);
  • Absicherung von Stromleitungen und ungünstig konstruierten Mittelspannungsmasten.

Literatur:

Bauer, H.-G. & P. Berthold (1996): Die Brutvögel Mitteleuropas – Bestand und Gefährdung. – Aula-Verlag, Wiesbaden.

Bauer, H.-G., Berthold, P., Boye, P., Knief, W., Südbeck, P. & K. Witt (2002):
Rote Liste der Brutvögel Deutschlands (3. überarb. Fassung, 8.5.2002). – Berichte zum Vogelschutz 39: 13-60, Nürnberg. 

Bay. Landesamt für Umweltschutz
: Erhaltungsziele für die Arten der VS-RL: Uhu – Bubo bubo.

Beaman, M. & S. Madge (1998):
Handbuch der Vogelbestimmung: Europa und Westpalaearktis. – Ulmer Verlag, Stuttgart. 

Bergerhausen
, W. (1997): Schutz-Zonen für den Uhu (Bubo bubo). – Eulen-Rundblick 46: 17-20.

Bezzel, E. (1985):
Kompendium der Vögel Mitteleuropas – Nonpasseriformes. – Aula-Verlag, Wies­ba­den.

Bezzel, E. (1995):
BLV-Handbuch Vögel. – BLV, München.

Braun, M., Kunz, A. & L. Simon
(im Druck): Rote Liste der Vögel in Rheinland-Pfalz. 

Burbach, K.
(2000): Uhu – Bubo bubo. – In: Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (Hrsg.) (1993-2000): Avifauna von Hessen, 4. Lieferung.

Dalbeck, L., Bergerhausen, W. & O. Krischer
(1998): Telemetriestudie zur Orts- und Partnertreue beim Uhu (Bubo bubo). – Vogelwelt 119: 337-344.

Dalbeck, L. & W. Breuer
(2002): Schutzgebiete nach der Europäischen Vogelschutzrichtlinie für den Uhu (Bubo bubo L.) in der Eifel. – Natur & Landschaft 77: 500-506.

Flade, M.
(1994): Die Brutvogelgemeinschaften Mittel- und Norddeutschlands – Grundlagen für den Gebrauch vogelkundlicher Daten in der Landschaftsplanung. – IHW, Eching.

Förstel, A.
(1995): Der Uhu Bubo bubo in Nordbayern. – Orn. Anz. 34: 77-95.

Kunz, A. & C. Dietzen (2002):
Die Vögel in Rheinland-Pfalz - eine aktuelle Artenliste (Stand 01.12.2002). – Fauna Flora Rheinland-Pfalz, Beiheft 28: 207-221, Landau. 

Kunz, A. & L. Simon (1987):
Die Vögel in Rheinland-Pfalz – Eine Übersicht. – Naturschutz und Ornithologie in Rheinland-Pfalz 4, 3: 353-657, Landau. 

Mebs, T. & W. Scherzinger
(2000): Die Eulen Europas. Biologie, Kennzeichen, Bestände. – Kosmos, Stuttgart.

Staatliche Vogelschutzwarte für Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland (2002):
Artensteckbriefe zu den Zielarten der Vogelschutzrichtlinie. – Frankfurt/M.

Stand: 17.02.2016