4096 - Sumpf-Siegwurz (Gladiolus palustris) | FFH-Arten in RLP

Steckbrief zur Art 4096 der FFH-Richtlinie

Sumpf-Siegwurz (Gladiolus palustris)

Gruppe:

Pflanzen

Merkmale:

Die Sumpf-Siegwurz ist eine auffallend attraktive Pflanze aus der Familie der Schwertliliengewächse. 2 bis 5 (6) purpurrote, trichterförmige Blüten bilden lockere einseitswendige Blütenstände, deren Blüten alle in dieselbe Richtung zeigen. Die Innenseite der unteren Kronblätter ist weiß-dunkelrot gemustert.

Die Pflanze wird 25-60 cm hoch. Die bis zu 40 cm langen Blätter sind schmal, lineal-lanzettlich und bis zu 1 cm breit. Die Frucht ist eine verkehrt- eiförmige Kapsel, die breit geflügelte, flache Samen enthält.

Die unterirdische Sprossknolle dient der Überwinterung und ist von einer Hülle aus dicken Netzfasern überzogen. Ihr verdankt die Siegwurz ihren Namen, denn die Knolle mit der kettenhemdartigen Hülle sollte ihren Besitzer im Kampf unverwundbar machen.

Lebensraum:

Die Sumpf-Siegwurz besiedelt lichte bis halbschattige Standorte, sowohl auf wechselnassen als auch auf trockenen kalk- und basenreichen Böden. Die bevorzugten Lebensräume sind nährstoffarm bis mäßig nährstoffreich. Besiedelt werden vorwiegend Moore, Moor- und Sumpfwälder sowie wechseltrockene Magerwiesen und Schotterheiden.

Biologie und Ökologie:

In Deutschland blüht die Art von Ende Mai bis Juli. Sie wird von Hummeln bestäubt und vermehrt sich überwiegend durch Samen, die durch den Wind verbreitet werden. Allerdings scheint die Verbreitungsdistanz gering zu sein. Die Samen reifen zwischen Mitte August bis September. Bis Ende September sind die oberirdischen Teile der Pflanze weitgehend abgestorben, die Wurzelknolle überwintert.

Frühestens im dritten Jahr nach der Keimung der Samen kommt es zur Blütenbildung. Witterungseinflüsse wie Temperaturerhöhungen und Niederschlagsmengen sowie Wasserstandsschwankungen wirken sich auf die Blühfähigkeit aus.

Verbreitung in Rheinland-Pfalz:

Verbreitungsschwerpunkt dieser nur in Mittel- und Südeuropa beheimateten Art ist Südosteuropa. Selten bis zerstreut ist sie überwiegend in den Alpen, im Jura, im Apennin und in den Karpaten anzutreffen. Die größten Vorkommen nördlich der Alpen liegen im bayerischen Alpenvorland. Außerdem gibt es noch eine größere Population in Baden-Württemberg, eine kleinere wurde 1992 in Rheinland-Pfalz bei Speyer wiederentdeckt. Die meisten der früher in der Vorderpfalz vorkommenden Bestände waren bereits vor 1950 verschollen.

Gefährdungen:

Die Bestände von Gladiolus palustris sind von wechselnden Feuchtigkeitsverhältnissen und der jeweiligen Nutzung abhängig. Veränderungen im Wasserhaushalt wie anhaltende Staunässe oder Absinken des Grundwasserspiegels mit Bodentrockenheit, Nährstoffanreicherungen, eine intensive Beweidung oder die Umwandlung von Grünland in Acker gefährden ihren Fortbestand. Die konkurrenzschwache Art reagiert zudem empfindlich auf das Zuwachsen von Flächen durch Brachfallen und auf eine zu frühe Mahd. Weitere potenzielle Gefährdungsursachen sind Flächenverluste durch Aufforstungen oder Überbauung.

Schutzmaßnahmen:

Wo immer möglich sollte in den Lebensräumen der Sumpf-Siegwurz eine extensive Wiesen- und Streunutzung aufrecht erhalten werden. Dadurch werden stabile Populationen gefördert. Eine Mahd sollte möglichst erst ab Mitte September oder noch später erfolgen. Je nach Standort ist eine 1-2jährige Wintermahd oder eine Mahd in mehrjährigem Abstand empfehlenswert, wo erforderlich in Verbindung mit Entbuschungsmaßnahmen. Große Pufferzonen können dazu beitragen, Nährstoffeinträge in Vorkommengebiete zu reduzieren.

Literatur:

Himmler, H. (1992): Die Sumpf-Siegwurz (Gladiolus palustris GAUDIN) wieder in Rheinland-Pfalz. Fauna und Flora in Rheinland-Pfalz 6(4): 1035-1043.

Petersen, B.; Ellwanger, G. (Bearb.) (2006): Das europäische Schutzgebietssystem Natura 2000. Ökologie und Verbreitung von Arten der FFH-Richtlinie in Deutschland. Bd.3: Arten der EU-Osterweiterung. Schriftenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz 69/3. Bundesamt für Naturschutz, Bonn (Hrsg.): 45-56.

Schmitt, B.; Fartmann, T.; Hölzel, N. (2010): Vergesellschaftung und Ökologie der Sumpf-Siegwurz (Gladiolus palustris) in Südbayern. Tuexenia 30: 105-127.

Sebald, O.; Seybold, S.; Philippi, G.; Wörz, A. (Hrsg.) (1998): Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. Bd. 7. Eugen Ulmer Stuttgart: 202-203.

Quinger, B. (2013): Seltene Schönheit: die Sumpf-Gladiole. Natur und Umwelt 95(2): 40-41.

Stand: 08.07.2014