4045 - Vogel-Azurjungfer (Coenagrion ornatum) | FFH-Arten in RLP

Steckbrief zur Art 4045 der FFH-Richtlinie

Vogel-Azurjungfer (Coenagrion ornatum)

Gruppe:

Libellen

Merkmale:

Die Vogel-Azurjungfer ist mit etwa 3 cm Länge und einer Flügelspannweite von bis zu 4,8 cm eine relativ kleine Libellenart. Sie wirkt aber insgesamt etwas kompakter als andere Arten aus der Familie der Azurjungfern. Das Männchen ist von kräftig blauer Färbung mit schwarzer Zeichnung. Besonderes Merkmal ist ein schwarzes „U“ auf dem 2. Hinterleibssegment, das wohl an die aufgerichteten Schwingen eines Vogels erinnern soll. Das Weibchen ist mehr gelb- bis blaugrün gefärbt.

Lebensraum:

Als wärmeliebende Art besiedelt die Vogel-Azurjungfer langsam fließende, besonnte, sommer- und winterwarme, flache aber dauerhaft wasserführende Gräben und Bäche vorwiegend in Grünlandgebieten. Für die Entwicklung der Art ist die Möglichkeit einer schnellen Erwärmung der Wassertemperatur über 20°C Voraussetzung. Saubere Gewässer werden bevorzugt. Eine gut ausgebildete Gewässervegetation, die jedoch nicht zu dicht sein darf, ist sowohl für die Eiablage und die Larven als auch für die erwachsenen Tiere erforderlich. Das angrenzende Grünland wird von den adulten Tieren als Teillebensraum genutzt.

Biologie und Ökologie:

Die Männchen patrouillieren in niedriger Höhe über offenen Wasserstellen. Die Paarung findet meist in den Vormittagsstunden statt. Während es noch mit dem Männchen verbunden ist, legt das Weibchen seine Eier in untergetauchte Blätter und Stängel der Gewässervegetation. Sowohl grundwasserbeeinflusste Arten wie der Aufrechte Merk (Berula erecta), als auch reine Wasserpflanzen wie beispielsweise Laichkräuter (Potamogeton spec.) oder Wassersterngewächse (Callitriche spec.) werden für die Eiablage genutzt. Die Larvalentwicklung dauert in Mitteleuropa ein, eventuell auch zwei Jahre. Im Mai/Juni schlüpfen die Tiere. Die Hauptflugzeit erstreckt sich von Ende Mai bis Mitte Juli. Adulte Tiere und die Larven ernähren sich von kleinen Insekten.

Verbreitung in Rheinland-Pfalz:

Das einzige derzeit in Rheinland-Pfalz bekannte Brutgewässer der Vogel-Azurjungfer befindet sich in der Bruchbach-Otterbachniederung in der Südpfalz. Hier tritt die Art in großen Populationen auf.

Vorkommen in FFH-Gebieten:

6914-301 - Bienwaldschwemmfächer

Gefährdungen:

Sowohl eine zu intensive Grabenräumung oder eine weiträumige Mahd der Böschungen und angrenzender Grünflächen als auch die Unterlassung der Grabenunterhaltung oder ein Brachfallen des umgebenden Grünlands beeinträchtigen die Population. Weitere Gefährdungsursachen sind auch Grundwasserabsenkungen mit sommerlichem Trockenfallen und starke Sediment- und Nährstoffeinträge infolge einer Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung, beispielsweise durch Grünlandumbruch.

Schutzmaßnahmen:

In Grabensystemen ist eine ausgewogene Unterhaltung wichtig für diese Libellenart. Bei den Maßnahmen zum Schutz der Vogel-Azurjungfer ist darauf zu achten, dass alle ihre Lebensbereiche im und außerhalb des Gewässers in ihrer Vielfalt erhalten bleiben und gefördert werden.

An den meist vom Menschen stark beeinflussten Gewässern mit Vorkommen dieser Art sollte ein- bis zweimal jährlich eine abschnittsweise und zeitlich versetzte Böschungsmahd beziehungsweise Mahd von Gewässerrandstreifen außerhalb der Flugperiode erfolgen, um eine starke Beschattung zu vermeiden. Auch eine gleichermaßen schonende Mahd der Gewässervegetation kann erforderlich sein. Eine Räumung des Gewässers darf nur in 50-100 m langen Abschnitten maximal alle 4 Jahre erfolgen. Ungeräumte Abschnitte müssen stets vorhanden sein.

An bekannten Brutgewässern sollten angrenzende Flächen extensiv als Grünland bewirtschaftet werden. Dies vermindert auch Einträge ins Gewässer und reduziert die Räumungshäufigkeit.

Literatur:

Burbach, K.; Faltin, I.; Königsdorfer, M.; Krach, E.; Winterholler, M. (2001): Das Artenhilfsprogramm Vogel-Azurjungfer Coenagrion ornatum (SELYS) (Zygoptera: Coenagrionidae). Schriftenreihe Bayerisches Landesamt für Umweltschutz 156: 285-300.

Burbach, K. (2006): Schutzkonzeption für Vogel- und Helm-Azurjungfer (Coenagrion ornatum, C. mercuriale) in Bayern. Habitatwahl, Fortpflanzungsverhalten und Schutz mitteleuropäischer Libellen (Odonata): Ergebnisse der 23. Jahrestagung der Gesellschaft deutschsprachiger Odonatologen  (GdO): 59-60.

Kitt, M. (1995): Zur Verbreitung von Fließgewässerlibellen (Insecta: Odonata) im südpfälzischen Raum. Fauna und Flora in Rheinland-Pfalz 7(4): 897-918.

Petersen, B.; Ellwanger, G. (Bearb.) (2006): Das europäische Schutzgebietssystem Natura 2000. Ökologie und Verbreitung von Arten der FFH-Richtlinie in Deutschland. Bd.3: Arten der EU-Osterweiterung. Schriftenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz 69/3. Bundesamt für Naturschutz, Bonn (Hrsg.): 103-116.

Sternberg, K.; Buchwald, R. (Hrsg.) (1999): Die Libellen Baden-Württembergs. Bd. 1. Allgemeiner Teil und Kleinlibellen (Zygoptera). Verlag Ulmer, Stuttgart: 270-278.

Stand: 27.02.2014