1882 - Dicke Trespe (Bromus grossus) | FFH-Arten in RLP

Steckbrief zur Art 1882 der FFH-Richtlinie

Dicke Trespe (Bromus grossus)

Gruppe:

Pflanzen

Merkmale:

Die Dicke Trespe ist ein einjähriges, horstig wachsendes Süßgras mit einer lockeren, bis zu 20 cm langen Rispe und 5–10 mm breiten Blättern. Die Halme werden 60-130 cm hoch.

Lebensraum:

Das Ackergras kommt als Begleitpflanze (Segetalart) in Getreidekulturen, hauptsächlich in Wintergetreide (Dinkel, Weizen, Gerste, Roggen), selten auch in Sommergetreide vor. Da die Dicke Trespe historisch gehäuft in Verbindung mit dem Dinkelanbau auftrat, wird sie auch Dinkeltrespe genannt. Selten einmal wächst sie auch an Ruderalstellen.

Biologie und Ökologie:

Wie bei der im Habitus sehr ähnlichen, häufigeren Roggentrespe (Bromus secalinus) ist anzunehmen, dass auch die „Dinkeltrespe“ kein Einwanderer, sondern ein echter Mitteleuropäer ist. Beide Arten haben sich bei uns höchst wahrscheinlich gemeinsam mit dem Ackerbau entwickelt.

Bromus grossus ist vermutlich in der Lage, eine Samenbank aufzubauen, aus der sie sich bei geeigneter Bewirtschaftung der Flächen regenerieren kann. Die Art kann über mehrere Jahre ausbleiben. Ihre Keimfähigkeit bleibt bei trockener Lagerung ebenso lange erhalten.

Die Vermehrung erfolgt über Samen, die im Herbst keimen. Nach Überwinterung der jungen Keimlinge blüht die Dicke Trespe im Juni und Juli.

Die Verbreitung erfolgt vorwiegend über das Getreide-Saatgut.

Verbreitung in Rheinland-Pfalz:

Das Verbreitungsgebiet der Dicken Trespe ist auf Mitteleuropa beschränkt. Vorkommen in Deutschland sind nur aus Baden-Württemberg, Bayern und Rheinland-Pfalz gemeldet. In Rheinland-Pfalz existieren nur wenige kleine Vorkommen in Ackerrandstreifen.

Da die Art häufig nur vorübergehend auftritt und möglicherweise öfters übersehen oder mit der Roggentrespe verwechselt wird, ist die Bestandssituation nur unzureichend erfasst.

Gefährdungen:

Das Vorkommen der Dicken Trespe ist an bestimmte Formen des Ackerbaus gebunden. Veränderte Anbaumethoden mit tieferer Bodenbearbeitung und der Einsatz von Gräser-Herbiziden sind Hauptursachen für den starken Rückgang der Art.

Weitere Gefährdungsursachen ergeben sich aus der verbesserten Saatgutkontrolle beziehungsweise der Nacherntebehandlung, durch welche mittels spezieller Verfahren beispielsweise der Trocknung oder Kühlung eine längerfristige Einlagerung des Getreides ermöglicht wird.

Schutzmaßnahmen:

Die Förderung geeigneter Lebensräume vorwiegend durch extensive Bewirtschaftung und Fruchtfolgen mit einem hohen Anteil an Wintergetreide und der Verzicht auf die Anwendung von Gräser-Herbiziden in Vorkommensgebieten sind Voraussetzung zum Erhalt der Dicken Trespe.

Hilfreich wären auch gezielte Schutzmaßnahmen beispielsweise im Rahmen des Vertragsnaturschutzes.

Literatur:

Albinger, G.; Heinzmann, R. (2007): Ach du Dicke Trespe! Naturschutz-Info 2. Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (Hrsg.). Faltblatt.

Hügin, G. (2001): Dicke Trespe (Bromus grossus). In: Fartmann, T.; Gunnemann, H.; Salm, P.; Schröder, E.: Berichtspflichten in Natura 2000-Gebieten. Angewandte Landschaftsökologie 42: 90-93.

Hügin, G.; Hügin, H. (2008): Bromus grossus - von der Rote-Liste-Art zum Problemunkraut? Berichte der Botanischen Arbeitsgemeinschaft Südwestdeutschland 5: 33-52.

Käsermann, C.; Moser, D. M. (1999): Merkblätter Artenschutz – Blütenpflanzen und Farne. Stand: Oktober 1999. Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL), Bern. 344 pp.

Oesau, A. (2009): Zur Erhaltung und Förderung der Dicken Trespe (Bromus grossus DESF. ex DC.) in Rheinland-Pfalz, eines gemäß der FFH-Richtlinie 92/43/EWG streng zu schützenden Ackerwildkrautes. Fauna und Flora in Rheinland-Pfalz 11(3): 1021-1034.

Oesau, A.; Kussel, N. (2011): 10 Jahre Erhaltungskulturen Ackerwildkräuter in Rheinland-Pfalz. Fauna und Flora in Rheinland-Pfalz 12(1): 223-240.


Petersen, B.; Ellwanger, G.; Biewald, G.; Hauke, U.; Ludwig, G.; Pretscher, P.; Schröder, E.; Ssymank, A. (Bearb.) (2003): Das europäische Schutzgebietssystem Natura 2000. Ökologie und Verbreitung von Arten der FFH-Richtlinie in Deutschland. Bd.1: Pflanzen und Wirbellose. Schriftenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz 69/1. Bundesamt für Naturschutz, Bonn (Hrsg.): 60-64.

Wagner, C. (2012): Förderung der Dicken Trespe im Landkreis Reutlingen. Naturschutz-Info 2: 50-53.

Stand: 26.08.2014