1428 - Kleefarn (Marsilea quadrifolia) | FFH-Arten in RLP

Steckbrief zur Art 1428 der FFH-Richtlinie

Kleefarn (Marsilea quadrifolia)

Gruppe:

Pflanzen

Merkmale:

Der Kleefarn ist eine Wasserpflanze aus der Familie der Kleefarngewächse. Die Blätter bilden ein braungrünes, an der Oberseite matt glänzendes vierblättriges Kleeblatt von 3 bis 4 cm Durchmesser. Dieses "Kleeblatt" ist meist auf der Wasseroberfläche zu beobachten. Die 5 bis 20 cm langen Blattstiele entspringen einem bis zu 50 cm langen Rhizom (Sprossachse).

Lebensraum:

Der wärmeliebende Kleefarn bildet im Wasser oder auf trockenfallenden Schlammböden lockere Rasen.

Geeignete Wasser- und Schlammflächen liegen an lichtreichen offenen Stellen in Lehmgruben oder im schlammigen Uferbereich zeitweilig trockenfallender Weiher oder Tümpel und an Altwassern. Der Kleefarn besiedelt mäßig nährstoffreiche, sowohl basenarme als auch basenreiche, sandig-lehmige bis tonige Böden. Früher wurde Marsilea quadrifolia auch auf nassen Schweineweiden gefunden.

Der Kleefarn kommt vorzugsweise in Zwergbinsenfluren vor, zum Beispiel der Nadelbinsen-Gesellschaft (Eleocharitetum acicularis).

Biologie und Ökologie:

Marsilea ist die einzige Farngattung, bei der die Blätter Schlafbewegungen ausführen. Tagsüber liegen die Fiederabschnitte der Blattspreite in einer Ebene, abends und nachts hängen sie herab.

Der Kleefarn ist in der Lage, je nach Standort Wasserformen oder gedrungenere Landformen auszubilden, die sich im Habitus unterscheiden.

Die Pflanze vermehrt sich vegetativ durch bewurzelte Triebe, die sich nach Ablösung von der Mutterpflanze zu eigenständigen Pflanzen entwickeln. Sogenannte Sporokarpien, die Sporenbehälter der Wasserfarne, werden nur bei Trockenfallen der Wuchsorte gebildet. Die Sporen können Jahrzehnte im Boden überdauern.
 
Die Verbreitung erfolgt hauptsächlich durch Wasservögel, die die Sporokarpien an den Beinen haftend mit sich tragen.

Verbreitung in Rheinland-Pfalz:

Im Oberrheingebiet erreicht der Kleefarn die Nordgrenze seines Verbreitungsgebietes in Europa. Die deutschen Vorkommen sind wahrscheinlich durch Anpflanzung entstanden. Die Art gilt in Deutschland seit 1964 als ausgestorben, wird aber häufig kultiviert.

In Rheinland-Pfalz ist nur ein einziger Fundort im Oberrheinischen Tiefland bekannt. Der wüchsige Bestand geht jedoch vermutlich auch auf eine künstliche Ansiedlung zurück.

Gefährdungen:

Wasserbauliche Maßnahmen und die Aufgabe alter Nutzungsformen haben in der Vergangenheit viele Lebensräume zerstört.

Beschattung infolge Sukzession und eine Nährstoffanreicherung der Gewässer, beispielsweise durch Intensivnutzung der angrenzenden Flächen sind die Hauptgefährdungsursachen für den Farn.

Auf Konkurrenz durch andere Pflanzen und größere Schwankungen des Wasserspiegels reagiert der Kleefarn empfindlich. Steigt der Wasserspiegel, sterben die alten Blätter ab, da die Blattstiele nicht zu einem Streckungswachstum fähig sind, und die Pflanze ist zur Bildung neuer Blätter gezwungen. Bei schnellem Wasseranstieg kann die ganze Pflanze absterben.

Schutzmaßnahmen:

Bei bestehenden Vorkommen ist darauf zu achten, dass keine Beschattung erfolgt. Konkurrierende Pflanzenarten müssen zurückgedrängt werden.

In der Oberrheinischen Tiefebene sollten unbeschattete Gewässer und Gewässerabschnitte, die keinen häufigen Schwankungen des Wasserstandes unterliegen und potenzielle Lebensräume sind, gesichert werden. An alten Fundstellen kann versucht werden, einen möglichen Sporenvorrat im Boden zu aktivieren.

Der Kleefarn ist möglicherweise auf gelegentliche, aber keinesfalls intensive Störungen durch den Menschen angewiesen, da auf diese Weise unbewachsene Schlammflächen als Lebensräume offengehalten werden.

Literatur:

Bennert, H.W. (1999): Die seltenen und gefährdeten Farnpflanzen Deutschlands. Biologie, Verbreitung, Schutz. Landwirtschaftsverlag, Münster-Hiltrup. 381 pp.

Gunnemann, H. (2001): Scheidenblütgras (Coelanthus subtilis) und Kleefarn (Marsilea quadrifolia). In: Fartmann, T.; Gunnemann, H.; Salm, P.; Schröder, E.: Berichtspflichten in Natura 2000-Gebieten. Angewandte Landschaftsökologie 42: 93-99.

Petersen, B.; Ellwanger, G.; Biewald, G.; Hauke, U.; Ludwig, G.; Pretscher, P.; Schröder, E.; Ssymank, A. (Bearb.) (2003): Das europäische Schutzgebietssystem Natura 2000. Ökologie und Verbreitung von Arten der FFH-Richtlinie in Deutschland. Bd.1: Pflanzen und Wirbellose. Schriftenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz 69/1. Bundesamt für Naturschutz, Bonn (Hrsg.): 147-151.

Schiel, F.-J.; Hunger, H. (2004): Wiederfund des Vierblättrigen Kleefarns (Marsilea quadrifolia) in Baden-Württemberg. Berichte der Botanischen Arbeitsgemeinschaft Südwestdeutschland 3: 33-37.

Sebald, O.; Seybold, S.; Philippi, G. (Hrsg.) (1993): Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. Bd. 1. Allgemeiner Teil. Spezieller Teil (Pteridophyta, Spermatophyta), Lycopodiaceae bis Plumbaginaceae. 2. Aufl. Ulmer, Stuttgart. 624 pp.

Stand: 07.07.2014