1387 - Rogers Kapuzenmoos (Orthotrichum rogeri) | FFH-Arten in RLP

Steckbrief zur Art 1387 der FFH-Richtlinie

Rogers Kapuzenmoos (Orthotrichum rogeri)

Gruppe:

Pflanzen

Merkmale:

Orthotrichum rogeri ist ein 5 bis 15 Millimeter hohes Laubmoos, dessen verzweigte Stämmchen lockere, dunkelgrüne Polster bilden. An der Basis sind sie mit gelbrotem wurzelartigem Rhizoid-Filz bedeckt. Die Blätter sind ganzrandig zungenförmig und an den Rändern gerollt, die Blattrippe endet deutlich unterhalb der Spitze. In trockenem Zustand sind die Blätter leicht verbogen bis schwach gekräuselt. Die derbe Kapsel ist länglich-oval mit einem relativ langen Stiel, eingesenkten und stark zusammengezogenen Spaltöffnungen und in trockenem Zustand acht rotbraunen Streifen. Die Haube der Kapsel (Kalyptra) ist faltig, glockenförmig und geschnäbelt. Die mit 17 – 26 Mikrometer großen rostbraunen Sporen sind charakteristisch für diese Art.

Lebensraum:

Rogers Kapuzenmoos ist ein Epiphyt, der an der Borke von Laubbäumen wächst. Als Trägerbäume werden zahlreiche Arten wie Weide, Ahorn, Eiche, Eberesche, Esche, Linde, Buche, Pappel, Apfel, Flieder und Holunder genannt. Selten findet man das Moos auch auf Nadelbäumen oder sogar auf kalkfreiem Fels. Orthotrichum rogeri besiedelt lichte Laubwälder und Waldränder und wächst auch an freistehenden Bäumen.

Nach bisherigen Erkenntnissen benötigt das Moos zum Gedeihen vermutlich relativ milde Winter in sonnigen, mäßig feuchten Lagen mit nächtlicher Abkühlung.

Biologie und Ökologie:

Orthotrichum rogeri vollzieht einen Generationswechsel zwischen ungeschlechtlicher und geschlechtlicher Fortpflanzung. Die eigentliche Moospflanze ist die geschlechtliche Generation, auch Gametophyt genannt. Auf ihr befinden sich sowohl weibliche als auch männliche Geschlechtszellen (Gameten). Die befruchteten weiblichen Teile der Moospflanze bilden Sporen aus, die im Juli bis August reifen und der Verbreitung dienen. Diese Sporen bildende Generation oder auch Sporophyt wächst also auf der Moospflanze. Aus den Sporen wiederum entstehen neue Gametophyten und der Kreislauf beginnt von vorne.

Verbreitung in Rheinland-Pfalz:

Orthotrichum rogeri ist weltweit selten. In Deutschland galt die Art bis in die 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts seit 100 Jahren als ausgestorben. Dann wurde sie im Saarland und in Baden-Württemberg gefunden. Im Jahr 2010 wurde das Moos auch im Pfälzerwald als Neufund nachgewiesen.

Vorkommen in FFH-Gebieten:

6812-301 - Biosphärenreservat Pfälzerwald

Gefährdungen:

Als Gefährdungsursachen werden Luftverschmutzung, insbesondere durch Schwefeldioxid-Emissionen, "saurer Regen", Forstwirtschaft und Straßenbau genannt.

Schutzmaßnahmen:

Wesentlich ist vor allem der Schutz der Wuchsorte vor Zerstörung beispielsweise durch forstliche Maßnahmen oder Straßenbau. Die Trägerbäume sind zu sichern.

Literatur:

Eckstein, J. (2011): Orthotrichum rogeri BRID. (Bryophyta) neu in Sachsen-Anhalt. Mitt. florist. Kart. Sachsen-Anhalt 16: 23–25.

Frahm, J.-P. (2011):  Bildatlas der epiphytischen Orthotrichum-Arten Deutschlands. Archive for Bryology Special Volume 1. 31 pp.

Gunnemann, H. (2001): Rogers Kapuzenmoos (Orthotrichum rogeri). In: Fartmann, T.; Gunnemann, H.; Salm, P.; Schröder, E.: Berichtspflichten in Natura 2000-Gebieten. Angewandte Landschaftsökologie 42: 166-168.

Lüth, M. (2010): Ökologie und Vergesellschaftung von Orthotrichum rogeri. Herzogia 23: 121–149.

Lüth, M.; Röller, O. (2012): Orthotrichum rogeri - ein in Rheinland-Pfalz neu nachgewiesenes seltenes, in Europa endemisches und nach der FFH-Richtlinie geschütztes Moos. Pollichia-Kurier 28(2): 22-26. 

Petersen, B.; Ellwanger, G.; Biewald, G.; Hauke, U.; Ludwig, G.; Pretscher, P.; Schröder, E.; Ssymank, A. (Bearb.) (2003): Das europäische Schutzgebietssystem Natura 2000. Ökologie und Verbreitung von Arten der FFH-Richtlinie in Deutschland. Bd.1: Pflanzen und Wirbellose. Schriftenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz 69/1. Bundesamt für Naturschutz, Bonn (Hrsg.): 294-300.

Schäfer-Verwimp, A. (1995): Erstnachweis von Orthotrichum rogeri für Südwestdeutschland. Herzogia 11: 81-92.

Stand: 07.07.2014