1381 - Grünes Besenmoos (Dicranum viride) | FFH-Arten in RLP

Steckbrief zur Art 1381 der FFH-Richtlinie

Grünes Besenmoos (Dicranum viride)

Gruppe:

Pflanzen

Merkmale:

Das Grüne Besenmoos ist ein mittelgroßes Laubmoos, dessen Stämmchen dunkelgrüne polsterförmige Rasen bilden. Die meist 2 cm, selten auch bis zu 4 cm hohen Stämmchen weisen am Grund einen rostbraunen wurzelartigen Filz (Rhizoidfilz) auf, mit dem sie am Substrat haften.

Die ausgesprochen schmalen, grünen Blättchen sind sehr brüchig, so dass man häufig Pflanzen mit abgebrochenen Blattspitzen findet. In feuchtem Zustand sind die Blätter gerade aufgerichtet, bei Trockenheit verbiegen sie sich und werden kraus.

Lebensraum:

Das Grüne Besenmoos wächst als Epiphyt vorwiegend an der Stammbasis von Laubbäumen auf basen- und nährstoffreicher Borke, besonders an Buchen, aber unter anderem auch an Eichen, Birken, Hainbuchen, Eschen, Erlen und Weiden in überwiegend alten, lichtdurchlässigen Laub- und Mischwaldbeständen. Eine hohe Luftfeuchtigkeit ist Voraussetzung für das Vorkommen der Art. Bevorzugt besiedelt werden mittelalte Gehölze, bei der Hainbuche beispielsweise 60-80 jährige Stämme. Selten ist Dicranum viride auch auf kalkfreien Felsen zu finden. Im Saar-Nahe-Bergland werden auch Felsstandorte besiedelt.

Biologie und Ökologie:

Die langlebige Art vermehrt sich fast ausschließlich vegetativ über Bruchstücke der Blattspitzen. Diese werden teils durch den Wind verbreitet, und schon nach kurzer Zeit kann sich ein Keimfaden daran ausbilden.

Sporenkapseln als Folge einer geschlechtlichen Fortpflanzung sind in Deutschland nur aus dem 19. Jahrhundert bekannt.

Verbreitung in Rheinland-Pfalz:

Dicranum viride kommt vorwiegend in montanen oder kleinräumig montan getönten Lagen vor. Es ist subkontinental verbreitet. Vorkommensschwerpunkte dieser Art in Europa finden sich in den Alpen und in Südwest-Deutschland.

In Rheinland-Pfalz existieren aktuelle Vorkommen in der Eifel, an der Mosel, im Saar-Nahe-Bergland, in der Oberrheinischen Tiefebene, im Pfälzerwald und Bienwald.

Gefährdungen:

Epiphytische Waldmoose sind durch Zerstörung ihrer Standorte (Kahlschläge, Gesteinsabbau), durch Änderungen der forstlichen Nutzung und in besonderem Maße durch Luftverschmutzung gefährdet.

Werden die Wuchsorte verändert, beispielsweise durch Umwandlung von Laub- zu Nadelwäldern, ändern sich auch Feuchtigkeit, Lichteinfall oder ph-Wert der Borke.

Ein erhöhter Stickstoffeintrag über die Luft kann dazu führen, dass das Grüne Besenmoos von wuchskräftigeren Arten verdrängt wird.

Schutzmaßnahmen:

Vordringlich ist Sicherung der aktuellen Fundorte des Grünen Besenmooses.

Eine Natur schonende Waldbewirtschaftung unter Erhalt des Laubholzanteils mit unterschiedlichen Altersklassen und das Belassen schräg stehender Bäume könnte die Ausbreitung des Grünen Besenmooses an seinem Fundort fördern.

Literatur:

Brackel, W. von; Howein, H. (2004): Dicranum viride in Ober- und Mittelfranken - Standortansprüche und Vergesellschaftung. Berichte der Bayerischen Botanischen Gesellschaft 73/74: 129-134.

Düll, R.; Fischer, E.; Lauer, H. (1983): Verschollene und gefährdete Moospflanzen in Rheinland-Pfalz. Beiträge Landespflege Rheinland-Pfalz 9: 107-132.

Düll, R. (2000): Bemerkenswerte Neufunde aus dem Rheinland. Decheniana 153: 81-102.

Frahm, J.-P.; Frey, W. (1983): Moosflora. UTB Ulmer. 522 pp.

Landesamt für Umwelt und Geologie Sachsen (2004): Firnisglänzendes Sichelmoos, Grünes Besenmoos. Arten der Fauna-Flora-Habitat(FFH)-Richtlinie. Faltblatt.

Lauer, H.; Caspari, S. (2001): Dicranum viride, ein Moos des Anhangs II der FFH-Richtlinie mit Verbreitungsschwerpunkt in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg. Pollichia-Kurier17(4): 10-11.

Petersen, B.; Ellwanger, G.; Biewald, G.; Hauke, U.; Ludwig, G.; Pretscher, P.; Schröder, E.; Ssymank, A. (Bearb.) (2003): Das europäische Schutzgebietssystem Natura 2000. Ökologie und Verbreitung von Arten der FFH-Richtlinie in Deutschland. Bd.1: Pflanzen und Wirbellose. Schriftenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz 69/1. Bundesamt für Naturschutz, Bonn (Hrsg.): 239-248.

Röller, O. (2011): Neue Nachweise des Grünen Gabelzahnmooses (Dicranum viride). Pollichia-Kurier 27 (1): 18-19.

Thiel, H.; Preußing, M. (2004): Dicranum viride (SULL. & LESQ.) LINDB. in Thüringen - Lebensraum, Vergesellschaftung, Verbreitung, Bestandsentwicklung, Schutz. Haussknechtia : Mitteilungen der Thüringischen Botanischen Gesellschaft 10: 69-102.

Wunder, J. (1998): Bryologische Untersuchungen auf unterschiedlich exponierten Blockhalden im NSG Hundsbachtal/Eifel unter Berücksichtigung der Phanerogamen-Vegetation und des Mikroklimas. Abh. Delattinia 24: 281-296.

Stand: 04.07.2014