1337 - Europäischer Biber (Castor fiber) | FFH-Arten in RLP

Steckbrief zur Art 1337 der FFH-Richtlinie

Europäischer Biber (Castor fiber)

Gruppe:

Säugetiere

Merkmale:

Der europäische Biber ist das größte heimische Nagetier. Er wird bis zu 1,35 m lang und hat einen abgeflachten, schuppigen Schwanz, der zusätzlich 30 bis 35 cm misst. Er wiegt 25 bis 30 kg, wirkt eher plump und besitzt ein ausgesprochen dichtes Fell aus groben Grannenhaaren (12.000 Haare pro Quadratzentimeter) und darunter liegenden kurzen Wollhaaren (ca. 23.000 Haare pro Quadratzentimeter). Seine Vorderfüße haben fünf freie Finger, Die fünf Zehen der Hinterfüße weisen Schwimmhäute auf. Die kurzen Ohren sind, ebenso wie die Nase, beim Tauchen verschließbar. Biber können auch unter Wasser nagen und bis zu 20 Minuten tauchen.

Lebensraum:

Ideale Lebensräume für Biber sind langsam fließende, gehölzumsäumte Bäche und Flüsse, größere Weiher, Altarme und Seen. Der Biber braucht für die Anlage seines Baus geeignete Uferböschungen aus grabfähigem Material und bevorzugt eine gleichbleibende Wassertiefe von ungefähr 0,5 bis 1m.

Das optimale Biberrevier umfasst einen Fließgewässerabschnitt von durchschnittlich 1 - 3 Kilometer Länge. Am Gewässerufer beschränkt sich der Schwerpunkt der Aktivität auf einen Streifen von etwa 10 m Breite. Nur wenn sich dort das Nahrungsangebot verschlechtert, werden auch weiter vom Ufer entfernt liegende Bereiche aufgesucht.

Biologie und Ökologie:

Biber leben als sozial hoch entwickelte Tiere in Einehe in kleineren Familienverbänden zusammen, meist mit zwei Generationen ihrer Jungtiere. Einmal pro Jahr im Mai/Juni werden zwei bis drei Junge geboren. Die zweijährigen Jungtiere müssen den Familienverband verlassen und suchen sich im Umkreis von im Mittel 25 km neue Lebensräume und Partner zur Reviergründung.

Biber besetzen ein festes, eng umgrenztes Revier, das sie mit dem so genannten Bibergeil markieren und gegenüber anderen Bibern verteidigen. Hier entstehen ihre Wohnbaue. Die Gestaltung der Baue hängt von den örtlichen Gegebenheiten ab. Es werden Erdbaue, so genannte Mittelbaue, angelegt oder Biberburgen errichtet. In jedem Fall liegt ihr Eingang permanent unter der Wasseroberfläche. In den Gewässerufern angelegte Erdbaue können bis zu 20 m weit in den Uferhang hineinreichen. Um schwankende Wasserstände zu regulieren, baut der Biber Dämme. Durch die Aktivitäten des Bibers entstehen vielfältige Kleinlebensräume, die auch anderen Tier- und Pflanzenarten zugute kommen.

Biber ernähren sich rein vegetarisch und nehmen ihre Nahrung am liebsten im oder am Wasser zu sich. Im Sommer bevorzugen sie Kräuter und Stauden, im Winter fressen sie vor allem Knospen und Rinde. Sie haben dabei eine Vorliebe für Weiden und Pappeln in Ufernähe. Mit seinen orangefarbenen, meißelartigen und ständig nachwachsenden Schneidezähnen kann der Biber auch die stärksten Bäume fällen. Um an dünnere Äste und Zweige in ausreichender Menge heranzukommen, fällen Biber aber vor allem junge Bäume mit einem Durchmesser von 8 bis 20 cm.

Von den gefällten Bäumen beißt der Biber bis zu armdicke Zweige ab. Diese schleppt er zum Bau, wo sie als Wintervorrat gelagert werden. Da er keinen Winterschlaf hält, sucht er bei passender Witterung auch im Winter nach Nahrung.

In freier Wildbahn werden Biber 10 bis 15 Jahre, in Ausnahmefällen bis zu 17 Jahre alt.

Verbreitung in Rheinland-Pfalz:

Noch im 19. Jahrhundert in ganz Europa verbreitet, war der europäische Biber aufgrund intensiver Bejagung und Zerstörung seines Lebensraumes zu Beginn des 20. Jahrhunderts europaweit vom Aussterben bedroht. In Rheinland-Pfalz galt er seit ca. 1840 als ausgestorben. Inzwischen ist der europäische Biber auch in Rheinland-Pfalz zurück. Infolge der Auswilderungsaktionen in anderen Bundesländern und Nachbarländern ist er hier eingewandert. Vorkommen sind vor allem aus der Eifel, aber auch aus dem Hunsrück und der Pfalz bekannt. Mit einer weiteren Zuwanderung ist zu rechnen, zum Beispiel aus Nordrhein-Westfalen, den Belgischen Ardennen, über die Saar und Wadrill aus dem Saarland, entlang des Oberrheins und über die Mosel aus Frankreich.

Vorkommen in FFH-Gebieten:

Im Gebiet nicht bekannt

Gefährdungen:

Biber besitzen kaum natürliche Feinde, die größte Gefahr geht von Hunden aus. Biber sind auch nicht besonders störanfällig gegenüber menschlichen Aktivitäten. Konflikte treten auf, wo die menschlichen Nutzungen zu nahe an die Gewässer heranreichen. Gefährdungen gehen von Zerschneidungen der Landschaft durch den Bau neuer Verkehrswege aus, wodurch sich auch die Gefahr des Unfalltods erhöht, sowie durch Ausbau und Unterhaltungsmaßnahmen der Gewässer.

Schutzmaßnahmen:

Bei Ausbau und Unterhaltung von Gewässern mit (auch potenziellen) Bibervorkommen sind die Artenschutzbelange zu berücksichtigen. Auch braucht der Biber am Ufer Raum, in dem er agieren kann. Deshalb sollten an Gewässerlebensräumen des Bibers mindestens 30 m breite ungenutzte oder allenfalls extensiv genutzte Uferstreifen vorhanden sein, auch um Konflikte mit menschlichen Nutzungen zu vermeiden.

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Stand: 29.01.2015