1014 - Schmale Windelschnecke (Vertigo angustior) | FFH-Arten in RLP

Steckbrief zur Art 1014 der FFH-Richtlinie

Schmale Windelschnecke (Vertigo angustior)

Gruppe:

Weichtiere

Merkmale:

Das spindelförmige Gehäuse dieser sehr kleinen Schneckenart weist 5 Linkswindungen auf und ist mit dichten, feinen Streifen versehen. Es erreicht eine Länge von etwa 2 mm und eine Breite von ungefähr 1 mm. Die Gehäusefarbe ist schwach gelblich- bis teilweise rötlichbraun.

Lebensraum:

Vertigo angustior ist eine landlebende Windelschnecke, die basenreiche nasse bis feuchte, unbeschattete Lebensräume bevorzugt, die sich leicht erwärmen. Sie ist ein Bewohner der Streuschicht und besiedelt Großseggenriede, Pfeifengraswiesen sowie Grasbulte und Moos, Biotope mit einer Mischung aus Sumpf- und Feuchtwiesenvegetation, gelegentlich auch Röhrichte und Hochstaudenfluren. Optimallebensräume sind Kalkflachmoore, Sumpfwiesen und Verlandungszonen von Seen.

Biologie und Ökologie:

Zur Lebensweise und Biologie dieser Art ist wenig bekannt.

Die Tiere sind Zwitter. Die Fortpflanzung der Schmalen Windelschnecke erfolgt vermutlich überwiegend durch Selbstbefruchtung. Die Hauptreproduktionszeit liegt zwischen März und Juni. Wie alle Windelschnecken weist Vertigo angustior nur geringe Reproduktionsraten auf. Die weichschaligen Eier benötigen weniger als 2 Wochen zur Entwicklung. Nach maximal 1 Jahr sind die Tiere geschlechtsreif. Sie können 1-2 Jahre alt werden, selten älter.

Die Nahrung der Schmalen Windelschnecke besteht aus sich zersetzendem organischen Material.

Verbreitung in Rheinland-Pfalz:

Vertigo angustior kommt fast überall in Europa vor, fehlt jedoch im Süden der Mittelmeer-Halbinseln. In Deutschland tritt sie zerstreut und in sehr unterschiedlichen Populationsdichten auf. Alle rezenten Vorkommen in Rheinland-Pfalz liegen in der Oberrheinischen Tiefebene.

Gefährdungen:

Es ist bekannt, dass die Schmale Windelschnecke nur ganz geringe Schwankungen von Standortparametern toleriert. Die feuchten Lebensräume der Art, vor allem die Kalkflachmoore, sind durch Nährstoffeintrag und Nutzungsintensivierung, beispielsweise durch Trockenlegung, Düngung und Umwandlung in Mähwiesen und -weiden, aber auch durch Brachfallen und zunehmende Gehölzsukzession besonders gefährdet. Auch Staunässe gefährdet die Art.

Schutzmaßnahmen:

Da die Lebensraumansprüche und die Biologie dieser Art weitgehend unbekannt sind, ist ein Schutz der bekannten Biotope mit Vorkommen der Art vordringlich. Pufferzonen zur Minimierung von Nährstoffeinträgen, Nutzungsextensivierung und die Entwicklung geeigneter Lebensräume tragen zum Schutz der Schmalen Windelschnecke bei.

Literatur:

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Röller, O. (2009): Die Schmale Windelschnecke (Vertigo angustior) an Ruinen des Westwalls. Pollichia-Kurier 25(1): 18-19.

Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie (Hrsg.) (2006): Schmale und Bauchige Windelschnecke. Arten der Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Richtlinie. Faltblatt.

Speight, M. C.; Moorkens, E. A.; Falkner, G. (2003): Proceedings of the Workshop on Conservation Biology of European Vertigo Species. Heldia. Sonderheft: Münchner malakologische Mitteilungen 7. 183 pp.

Vogt, D.; Hey-Reidt, P.; Groh, K.; Jungbluth, J. H. (1995) : Die Mollusken in Rheinland-Pfalz. Statusbericht 1994. Fauna und Flora in Rheinland-Pfalz, Beiheft 13. 219 pp.

Stand: 11.07.2014